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USA: Ersten zehn Corona-Wochen analysiert

Zusammenhang zwischen Sterblichkeit und Armut hat sich inzwischen leicht umgekehrt


Corona: Ausbreitung in USA erforscht (Foto: pixelio.de, fotoART by Thommy Weiss)
Corona: Ausbreitung in USA erforscht (Foto: pixelio.de, fotoART by Thommy Weiss)

Muncie (pte001/18.06.2020/06:00) Forscher der Ball State University http://bsu.edu haben die Entwicklung der Corona-Pandemie in den USA während der ersten zehn Wochen analysiert. Entgegen den Erwartungen und einzelnen Berichten, zeigte sich im Verlauf der Zeit eine Verschiebung des Zusammenhangs zwischen Armut und der Zahl der frühen Erkrankungen. Eine ähnliche Verschiebung des Zusammenhangs zwischen Armut und der Zahl der Todesfälle konnte nicht beobachtet werden. Details wurden in "Frontiers in Sociology" veröffentlicht.

Stadt versus Land

Laut Erstautor W. Holmes Finch weisen die Ergebnisse auf ein vermehrtes Auftreten von COVID-19-Diagnosen und Todesfällen aufgrund des Virus in Landkreisen hin, die städtischer geprägt und finanziell schlechter ausgestattet sind. Diese Trends veränderten sich jedoch im Laufe der Zeit. Ab 1. April wurde COVID-19 häufiger in relativ besser gestellten Landkreisen diagnostiziert und der frühere Trend damit umgekehrt.

Analysiert wurde ein Datensatz von bestätigten COVID-19-Fällen und Toten in jedem der 2.853 Landkreise für den Zeitraum vom 21. Januar bis 1. April. Dieser Datensatz wurde von der "New York Times" aus Infos der staatlichen und lokalen Gesundheitsbehörden zusammengestellt. Daten zur Armut stammten von der Poverty Solutions Initiative an der University of Michigan. Darin enthalten ist der "Index of Deep Disadvantage" (IDD). Je höher der IDD-Index ist, desto wohlhabender ist der Landkreis.

Die Studie zeigt, dass der Zusammenhang zwischen dem IDD und der Zahl bestätigter Erkrankungen negativ war. Dies weist darauf hin, dass Landkreise mit einer größeren gemeldeten Armut auch über eine größere Sterblichkeit verfügten. Mit dem 1. April wurde dieser Zusammenhang positiv. Die reicheren Landkreise meldeten demnach eine größere Zahl bestätigter Erkrankungen. Dieses Ergebnis mit der Umkehrung des Zusammenhangs blieb auch bestehen, nachdem Tests zu einzelnen Bereichen des IDD durchgeführt wurden.

Arme sterben häufiger

Das Muster für die Zahl der Todesfälle durch COVID-19 war anders. In Landkreisen mit niedrigem IDD kam es zu einer überproportional höheren Fallzahl. Das galt vor allem für den Zeitraum nach dem 1. April. Der positive Zusammenhang zwischen Todesfällen und Armut im späteren Verlauf der Epidemie war ebenfalls konsistent, wenn die Bereiche des IDD individuell analysiert wurden. Zum Beispiel stand eine höhere Todesfallzahl mit einem höheren Prozentsatz an Personen, die in Armut oder tiefer Armut lebten, einem höheren Anteil an geringem Geburtgewicht und mit städtischen Gebieten in Zusammenhang. Diese Verbindungen waren im April stärker als im März.

Eine Erklärung wäre, dass das Virus in ärmeren städtischen Gebieten weniger verbreitet wurde, da es sich weniger erfolgreich als in reichen städtischen Gebieten ausbreiten konnte. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Lockdown und Social Distancing in ärmeren städtischen Gebieten wirksamer waren. Eine anderer Grund scheint wahrscheinlicher: Die Zahl der bestätigten Fälle wurde in ärmeren Gebieten sehr stark unterschätzt, da die eingeschränkten Testmöglichkeiten vor allem in reicheren Gegenden stattfanden.

Über 113.000 Todesfälle

Co-Autor Maria E. Hernández Finch zufolge weisen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie auf die Wichtigkeit des Zugangs zu Tests für Personen hin, die in den USA in ressourcenschwachen Gebieten leben. Zusätzlich zu den Anstrengungen, die Ausbreitung einzudämmen, seien die Arbeitsleben von jenen Menschen zu berücksichtigen, die im Service-Bereich, der Gesundheitsversorgung und anderen wichtigen Bereichen beschäftigt sind. Womöglich am wichtigsten sei es, dass das US-Gesundheitssystem ein genaues Augenmerk auf Notlagen der öffentlichen Gesundheit in jedem Gesellschaftsbereich legt.

Der erste bestätigte Fall von COVID-19 in den USA wurde am 20. Jänner 2020 in Washington State gemeldet. Seit damals gibt es mehr als zwei Mio. bestätigte Erkrankungen und 113.000 Todesfälle. Ein Mangel an Tests hat das US-Gesundheitssystem seit Beginn der Pandemie in Bedrängnis gebracht. Vor allem People of Color und ärmere Gemeinde in städtischen Gebieten waren zum Teil stark betroffen. Dafür verantwortlich wurde der geringere Zugang zu guter Gesundheitsversorgung, zu Tests und der Behandlung von COVID-19 verantwortlich gemacht.

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