pte20200615001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

England hat 237 Mio. Medikationsfehler im Jahr

98 Mio. Pfund Kosten und 1.700 vermeidbare Tote - Problem in Pflegeheimen am größten


Wartezimmer: Medikationsfehler weitverbreitet (Foto: pixelio.de,  RainerSturm)
Wartezimmer: Medikationsfehler weitverbreitet (Foto: pixelio.de, RainerSturm)

Manchester (pte001/15.06.2020/06:00) In Großbritannien werden jährlich über 237 Mio. Medikationsfehler gemacht. Zu dem Schluss kommt eine Studie der University of Manchester http://manchester.ac.uk . In der Folge wird der National Health Service (NHS) http://nhs.uk mit Kosten jenseits der 98 Mio. Pfund (rund 109 Mio. Euro) und mehr als 1.700 Todesfällen belastet. Details wurden in "BMJ Quality & Safety" veröffentlicht.

Versagen auf allen Stufen

Mitschuld an dem Problem sind immer komplexere Anforderungen in der medizinischen Versorgung und die Einführung vieler neuer Medikamente. Die Weltgesundheitsorganisation zielt darauf ab, zwischen 2017 und 2022 das Ausmaß der schweren verhinderbaren Schäden in Zusammenhang mit Medikationsfehlern an jedem Punkt des Vorgangs, also Verschreibung, Dosierung, Verabreichung und Überwachung zu, halbieren.

Um aktuelle Schätzungen zur Anzahl der Medikationsfehler und ihrem möglichen finanziellen und menschlichen Einfluss auf das NHS zu erhalten, haben die Forscher Schätzungen zur Prävalenz von den zur Verfügung stehenden Beweisen und Studien zu den aufgetretenen Schäden analysiert, die bis zum Oktober 2018 publiziert wurden. Sie berechneten die Anzahl der Möglichkeiten für Medikationsfehler in Hinblick auf die Stufe und das Umfeld, also bei Primärversorgung, in Pflegeheimen, Krankenhäusern und zum Zeitpunkt der Entlassung.

Die Forscher schätzen, dass jedes Jahr in England mehr als 237 Mio. Medikationsfehler gemacht werden. Fehler treten in jeder Stufe des Prozesses auf. 54 Prozent beträgt die Fehlerquote bei der Verabreichung und 21 Prozent bei der Verschreibung. 16 Prozent der Fehler entfallen auf die Dosierung. Der Fehleranteil bei der Primärversorgung ist am geringsten. Aufgrund der Größe dieses Bereichs ist er jedoch mit 38 Prozent für vier von zehn Fehlern verantwortlich. Der Fehleranteil ist mit 42 Prozent in Pflegeheimen am größten - und dass, obwohl hier weniger Patienten versorgt werden als in anderen Bereichen. Rund einer von fünf Medikationsfehlern wird in Krankenhäusern gemacht.

Meist geringfügige Fehler

Die aktuelle Studie geht davon aus, dass mit 72 Prozent fast drei von vier Medikationsfehlern geringfügig ausfallen. Knapp 26 Prozent verfügen über das Potenzial, mittelschwere Schäden anzurichten. Nur zwei Prozent können möglicherweise zu schweren Schäden führen. Mit 34 Prozent wurde rund ein Drittel der möglicherweise schädlichen Medikationsfehler während der Verschreibung in der Primärversorgung gemacht.

Den Berechnungen nach bescheren die "definitiv vermeidbaren" Medikationsfehler dem NHS jährlich Kosten in Höhe von 98,5 Mio. Pfund und führen zu 1.708 Todesfällen. Beim Worst-Case-Szenario, das von einem Krankenhausaufenthalt von 14 Tagen bei jedem Vorfall und der Notwendigkeit einer umfassenden Versorgung ausgeht, erreichen die Kosten pro Jahr eine Höhe von 1,6 Mrd. Pfund. 22.203 Personen verlieren dabei ihr Leben.

In Großbritannien existieren keine Daten zu Medikationsfehlern für bestimmte Stufen des Medikationsprozesses oder überhaupt zu den Pflegeheimen, bemängeln die Experten. Ihre Berechnungen beinhalten Medikationsfehler nicht, die von Patienten oder ihren Betreuungspersonen gemacht werden. Sie beruhten auf Annahmen über das Ausmaß der direkt verursachten Schäden. Diese Schätzungen sind jedoch ähnlich wie die aus den USA und den aus den EU-Ländern berichteten Zahlen.

Betroffen sind vor allem Medikamente, die am häufigsten bei Krankeneinweisungen verabreicht werden. Dazu zählen etwa nicht-steroidale Antirheumatika, Thrombozyten-Aggregationshemmer, Medikamente gegen Epilepsie und Unterzuckerung, Diuretika, inhalierte Cortikosteroide sowie mit Herzglykosiden und Betablockern auch bestimmte Herzmedikamente. 80 Prozent der Todesfälle sind auf gastrointestinale Blutungen aufgrund nicht-steroidaler Antirheumatika, Aspirin oder des Blutverdünners Warfarin zurückzuführen.

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