pte20191217016 Forschung/Entwicklung, Medien/Kommunikation

Forschende Männer prahlen deutlich häufiger

Wissenschaftliche Artikel häufiger als "ausgezeichnet", "neuartig" und "einzigartig" beschrieben


Forscher: Männer
Forscher: Männer "verkaufen" eher (Bild: pixabay.com, TheDigitalArtist)

Mannheim/Boston/New Haven (pte016/17.12.2019/12:30) Im Gegensatz zu Frauen bezeichnen männliche Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse in den Überschriften und Zusammenfassungen der publizierten Artikel häufiger als "ausgezeichnet", "neuartig" und "einzigartig". Das zeigt eine neue Untersuchung der Universität Mannheim http://uni-mannheim.de in Kooperation mit Kollegen der Harvard Medical School und der Yale University. Details wurden im "Fachjournal BMJ" veröffentlicht.

Klarer Geschlechterunterschied

"Unterschiede, wie Frauen ihre Forschungsleistungen im Vergleich zu Männern präsentieren, könnten zu der anhaltenden Benachteiligung von Wissenschaftlerinnen beitragen", so Assistenzprofessor Marc Lerchenmüller von der Universität Mannheim, der die Studie geleitet hat. "Eine theoretische Erklärung wäre, dass Männer möglicherweise ihre Forschung stärker 'verkaufen', weil die Gesellschaft bei ihnen ein solches Verhalten eher akzeptiert. Wir wollten einen potenziellen Geschlechterunterschied aber quantifizieren", so der Ökonom zur Motivation für die Studie.

Die Forscher haben mehr als sechs Mio. klinische und biowissenschaftliche Publikationen ausgewertet. Ergebnisse: Männliche Hauptautoren verwendeten mit einer um bis zu 21 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit positive Framings in Überschriften und Zusammenfassungen. Mit "positivem Framing" wird eine Sprache bezeichnet, welche die Ergebnisse als besonders wichtig einstuft. Der Unterschied der positiven Präsentation zwischen den Geschlechtern war in bedeutenden klinischen Fachzeitschriften am größten, so die Experten.

Einfluss auf Leserwahrnehmung

Die Studie zeigt auch, dass die Nutzung positiver Wörter einen Einfluss darauf hat, wie die Forschung von Lesern wahrgenommen wird. Positives Framing war mit mehr nachfolgenden Zitierungen verbunden. Der Effekt betrug in bedeutsamen klinischen Fachzeitschriften mit hohem Impact Factor bis zu 13 Prozent. Um Änderungen in der redaktionellen Praxis über die Jahre oder zwischen den Zeitschriften zu berücksichtigen, verglichen die Forscher Artikel aus derselben Publikation und aus demselben Jahr miteinander. Das Team verglich ferner nur Veröffentlichungen mit ähnlicher Thematik und Aktualität.

Trotz der steigenden Zahl von Frauen in der Wissenschaft, sind Wissenschaftlerinnen nicht nur an medizinischen und biowissenschaftlichen Fakultäten weiterhin unterrepräsentiert. Frauen verdienen den Experten nach außerdem weniger und erhalten weniger Forschungsstipendien und Zitierungen als ihre männlichen Kollegen. Dies wird von vielen systemischen, sozialen und kulturellen Faktoren beeinflusst, einschließlich bewusster und unbewusster Vorurteile.

(Ende)
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