pte20180508022 in Leben

Anfeindung ethnischer Minderheiten steckt an

Feindseligkeit unter sozialen Gruppen findet leicht Nachahmer


Schwarzes Schaf: Feindseligkeiten können anstecken (Foto: pixelio.de, Jasy)
Schwarzes Schaf: Feindseligkeiten können anstecken (Foto: pixelio.de, Jasy)

München (pte022/08.05.2018/13:59) Feindseliges Verhalten gegenüber Minderheiten kann ansteckend wirken. Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen http://tax.mpg.de im Rahmen einer Studie herausgefunden. Untersucht wurde das Verhalten von Jugendlichen gegenüber Gleichaltrigen einer ethnischen Minderheit. Das Ergebnis: Unter dem Einfluss von Mitschülern waren sie der Minderheit gegenüber boshafter eingestellt.

Verhalten ändert sich plötzlich

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass fragile soziale Normen dazu führen, dass sich das individuelle Verhalten gegenüber anderen ethnischen Gruppen plötzlich verändern kann - von gutem Zusammenleben hin zu Aggression", sagt Max-Planck-Wissenschaftlerin und Forschungsleiterin Jana Cahlíková. Beweisen konnte die Forscherin das in einem Experiment in der östlichen Slowakei.

Hier ließen Cahlíková und Kollegen zwei Gruppen Jugendliche in einem Spiel gegeneinander antreten. Eine der Gruppen bestand aus Mitgliedern der slowakischen Mehrheit, die andere aus jugendlichen Roma, einer Minderheit, die in den vergangenen Jahren mit Vorurteilen und teilweise auch gewaltsamen Übergriffen zu kämpfen hatte. Jeweils drei Jugendliche mussten ihrem jeweiligen Gegenüber entweder durch den Einsatz von 20 Cent einen Euro wegnehmen oder durften die ihnen in die Hand gedrückten zwei Euro behalten.

Boswilliges Verhalten hat Einfluss

Die jugendlichen Slowaken bekamen eine Namensliste ihrer Gegenspieler vorgelegt, sie konnten also darauf schließen, ob ihr Gegenspieler Slowake oder Roma war. Nacheinander mussten die Slowaken entscheiden, ob sie ihrem Gegenüber Geld abnehmen wollen. Dabei stellte sich heraus, dass boshaftes Verhalten der Mitschüler einen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung der Jugendlichen hatte. Auffällig war auch, dass sich dieser Einfluss mehr als verdoppelte, wenn sich die Feindseligkeit gegen Roma richtete statt gegen die eigene soziale Gruppe.

In einem zweiten Versuch sollten Jugendliche aus derselben Region bewerten, ob das feindselige Verhalten, das ihre Altersgenossen im ersten Versuch gezeigt hatten, angemessen war. Dabei wurde auch hier deutlich, dass das Verhalten des Umfelds wesentlich dazu beiträgt, ob eine Handlung als sozial angemessen bewertet wird oder nicht. Handlungen, die gegen die Roma-Minderheit gerichtet waren, schnitten bei den Mitschülern besser ab als jene gegen Mitglieder der eigenen sozialen Gruppe.

(Ende)
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