"Roter Riesling" entstand aus "Weißem Riesling"
JKI-Forscher müssen bisherige gegenteilige Auffassung berichtigen
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Rebstock des "Roten Rieslings" im Fokus (Foto: Franco Röckel, julius-kuehn.de) |
Siebeldingen (pte024/13.12.2016/13:43) Die Haplophase, die im "Roten Riesling" zur Farbe führt, stammt vom weißbeerigen Elternteil, dem "Weißen Heunisch", ab. Folglich muss die Mutation im "Weißen Riesling" passiert sein. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Julius-Kühn-Instituts (JKI) http://www.julius-kuehn.de . "Lange vermutete man, dass der Rote Riesling die ursprünglichere Rebsorte ist - gerade deshalb, da man immer wieder Mutationen von rot nach weiß beobachten kann, aber nie umgekehrt", so JKI-Forscher Franco Röckel.
VvmybA1 und VvmybA2
Es scheint zunächst verwirrend: Rote-Riesling-Beeren sind bis auf die Farbe völlig identisch mit denen ihres weißen Vorfahren. Allerdings kommt es immer wieder zu einzelnen weißen Trauben an einem sonst roten Beerenstock. Einzelne rote Trauben an weißen Riesling-Stöcken fand man jedoch nie. Die Eltern der Riesling-Rebe sind Weißer Heunisch und vermutlich ein Sämling von Traminer x V. sylvestris. Daher hätte die rote Farbe theoretisch von dem unbekannten Elternteil herrühren können.
Röckel hat zwei Gene (VvmybA1 und VvmybA2) analysiert, von denen bekannt ist, das sie in dunklen Beeren die Farbgebung regulieren. In weißen Rebsorten sind diese mutiert und dadurch nicht funktionell. Deshalb bilden ihre Beeren zu Reifebeginn keine Farbpigmente mehr aus. Die Ergebnisse der PCR-Tests und Sequenzierungen überraschen. Weder VvmybA1 noch VvmybA2 ist für die rote Farbe der Trauben im Roten Riesling verantwortlich.
Mutation scheint einmalig
Im nächsten Schritt wurde eine Selbstbefruchtung durchgeführt, um Nachkommen zu erzeugen, die in Bezug auf den kompletten Genort für die Beerenfarbe reinerbig sind. Auf beiden Chromosomen befinden sich dann identische Allele eines Elternteils. Bei den dann durchgeführten PCR-Tests wurde ein neues Produkt gefunden, das sich bei genaueren Untersuchungen als eine bisher unbekannte VvmybA-Genvariante entpuppte. Dieses ist in der Lage, die Farbbildung bei der Beerenreife einzuleiten.
Um zu klären, von welchem Elternteil die mutierte Haplophase stammt, analysierte der JKI-Wissenschaftler die reinerbigen Nachkommen mithilfe sogenannter SSR-Marker. Sie (die mutierte Haplophase) ist eindeutig dem Weißen Heunisch zuzuordnen und kann folglich nur durch eine Mutation in Riesling Weiß entstanden sein, da keine vergleichbare rote Farbmutante für Heunisch beschrieben ist. Weiße Riesling-Trauben stellen somit die Urform dar.
Alle rund 20 bisher untersuchten Riesling-Rot-Klone weisen dieselbe Mutation auf. Diese Mutation scheint einmalig zu sein. Deshalb konnte vermutlich auch nie die Mutation von weiß nach rot beobachtet werden. Inzwischen konnte auch die genaue Position der Riesling-Rot-Mutation sowie die umliegenden Bereiche im Genom geklärt werden. Weshalb aber Riesling Rot immer wieder zu weiß zurück mutiert, bleibt weiterhin ungeklärt.
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