pte20161108025 in Leben

Herpesviren sind nicht so artspezifisch wie gedacht

Vampirfledermäuse untersucht - Große Anpassungsfähigkeit erwiesen


Herpesviren: Können sich an viele Wirte leicht anpassen (Foto: Walid Azab)
Herpesviren: Können sich an viele Wirte leicht anpassen (Foto: Walid Azab)

Berlin (pte025/08.11.2016/10:30) Herpesviren sind gar nicht so wirtsspezifisch wie bisher angenommen, haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) http://izw-berlin.de ermittelt. Somit wechseln Gammaherpesviren ihren Wirt öfter als gedacht. Die Viren werden häufig von Fledermäusen und Primaten auf andere Säugetiere übertragen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "mBio" veröffentlicht.

Größte Datensammlung

Bisher wurde angenommen, dass jedes Tier ein spezifisches Herpesvirus besitzt, das sich an seinen Wirt angepasst hat - in den meisten Fällen ein Trugschluss. Gammaherpesviren, die bei Gemeinen Vampirfledermäusen (Desmodus rotundus) und Kammzahnvampiren (Diphylla ecaudata) vorkommen, gleichen denen von Rindern. Vampirfledermäuse ernähren sich ausschließlich von Tierblut, vor allem Schweine- und Rinderblut, da dies eine leicht zugängliche Nahrungsquelle darstellt.

Mithilfe der Ergebnisse bei Vampirfledermäusen haben die Forscher die bisher größte Datensammlung von Virus-Erbgut aus Gammaherpesviren erstellt. Dabei nutzten sie die eigenen Erkenntnisse und Infos aus öffentlich zugänglichen Quellen. Unter dem versammelten Erbgut befanden sich auch viele Viren von Fledermausarten. In aufwendigen Analysen wurden die Verwandtschaftsverhältnisse der Viren untereinander und zu ihren Wirten untersucht.

Wechseln bei den Arten

Laut den Forschern kommen die untersuchten Herpesviren nicht nur wirtsspezifisch vor, sondern haben in der Vergangenheit auch häufig zwischen den Arten gewechselt. Die meisten Virusübertragungen gingen von Fledermäusen aus. Primaten bilden die zweithäufigste Übertragungsquelle. "Wir gehen davon aus, dass bestimmte Merkmale der Fledermäuse, wie ihre Fähigkeit zu fliegen und ihr großer Aktionsraum, für die Übertragung von Viren auf andere Tierarten sehr hilfreich sind", verdeutlicht IZW-Expertin Marina Escalera-Zamudio.

Nach der Übertragung haben sich die Herpesviren an ihren neuen Wirt angepasst, was ihnen den Anschein gibt, wirtsspezifisch zu sein. Vampirfledermäuse wurden also nicht über ihre Nahrung, sondern eher durch andere Säugetiere mit Herpesviren infiziert. Die Forscher fanden ebenso häufig Herpesvirusübertragungen bei nicht blutsaugenden Fledermausarten. "Viele der beim Menschen Krankheiten auslösenden Viren gehören zur Familie der Herpesviren. Herpesviren verursachen lebenslang vor sich hinschlummernde (latente) Infektionen, die sich bei Schwächung der körpereigenen Abwehrkräfte zu akuten Infektionen entwickeln. Nach einer Infektion überleben sie weitgehend unbemerkt im Wirt", ergänzt Escalera-Zamudio.

(Ende)
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