England: Hunderte Mio. für Tamiflu verschwendet
Medikament laut aktueller Untersuchung nicht wirksamer als Paracetamol
![]() |
Tamiflu von roche: Experten stellen Wirksamkeit in Frage (Foto: SPL) |
London (pte012/10.04.2014/11:00) Hunderte Mio. Pfund könnten für das Grippe-Medikament Tamiflu verschwendet worden sein, das nicht wirksamer ist als Paracetamol. Laut einer Studie der Cochrane Collaboration http://cochrane.org haben die Briten 473 Mio. Pfund (573 Mio. Euro) für Tamiflu ausgegeben, das von Regierungen weltweit angekauft worden war, um sich auf Grippepandemien vorzubreiten.
Zu viel unnötig eingelagert
Laut der Untersuchung hat das Medikament weder die Ausbreitung von Grippe noch gefährliche Komplikationen verhindert. Es konnte nur eine leichte Besserung bei den Symptomen erreicht werden. Das Pharmaunternehmen Roche http://roche.com und andere Experten wie Wendy Barclay vom Imperial College London vermuten hingegen Fehler in der Auswertung der Daten.
Tamiflu wurde 2006 in Großbritannien groß eingelagert, als Vorhersagen davon ausgingen, dass eine Vogelgrippepandemie bis zu 750.000 Todesopfer fordern könnte. Das Mittel wurde auch während des Schweinegrippeausbruchs 2008 sehr häufig verschrieben. Pharmafirmen veröffentlichen nicht alle ihre Forschungsdaten. Die Studie ist ein Hinweis auf die Kämpfe um die Daten zur Wirksamkeit und den Nebenwirkungen.
Mittel hält Pandemie nicht ab
Die Wissenschaftler sind jetzt zu dem Ergebnis gekommen, dass das Auftreten von Grippesymptomen durch das Medikament bei Erwachsenen von sieben Tagen auf 6,3 Tage und bei Kindern auf 5,8 Tage verringert wird. Medikamente wie Paracetamol verfügen über eine ähnliche Wirkung. Angaben, dass das Medikament Komplikationen wie eine Lungenentzündung verhindern kann, wurden nicht bestätigt.
Laut der Cochrane Collaboration lieferten die dazu durchgeführten Studien keine ausreichenden Ergebnisse. Ein anderes Medikament für die Einlagerung war die Verlangsamung der Ausbreitung der Krankheit, um Zeit für die Entwicklung eines Impfstoffes zu gewinnen. Das ist laut den Autoren der Analyse aber nicht belegt. Es gebe keine realistische Möglichkeit, dass diese Mittel eine Pandemie verhindern könnten.
Keine Vorteile für Gesundheit
Laut Co-Autor Carl Heneghan von der University of Oxford http://ox.ac.uk haben die rund 500 Mio. Pfund keine Vorteile für die Gesundheit gebracht. Auch könnten dadurch sogar Menschen geschädigt worden sein. "Das System, dass für die Überprüfung von Medikamenten zur Verfügung steht, ist so fehlerhaft und offen für Missbrauch, dass die Öffentlichkeit in die Irre geführt worden ist", unterstreicht Heneghan.
Die Cochrane Collaboration macht keine Einzelperson oder Organisation verantwortlich. Für die Wissenschaftler hat es Fehler auf der ganzen Linie gegeben. Sie reichen vom Hersteller über die Kontrollbehörden bis hin zur Regierung. Es gibt jedoch auch Streitigkeiten über die Ergebnisse der Studie. Eine gleichzeitig stattfindende Kampagne zur Öffnung der Erforschung von Mitteln soll die Ergebnisse beeinflusst haben.
Roche widerspricht den Ergebnissen vehement. Roche-Verantwortlicher Daniel Thurley zufolge haben die Wissenschaftler die falschen Statistiken ausgewertet, die die Vorteile des Medikaments systematisch unterschätzten. Zusätzlich seien "unorthodoxe" Methoden zur Analyse der Nebenwirkungen eingesetzt worden.
(Ende)Aussender: | pressetext.redaktion |
Ansprechpartner: | Michaela Monschein |
Tel.: | +43-1-81140-300 |
E-Mail: | monschein@pressetext.com |
Website: | www.pressetext.com |