Korruptionsverdacht: Finmeccanica-Chef verhaftet
Italiens größter Rüstungskonzern kämpft mit Schmiergeld und Schulden
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Militärhubschrauber: Finmeccanica in Turbulenzen (Foto: pixelio.de/marctwo) |
Mailand/Köln (pte018/12.02.2013/13:55) Italiens Polizei hat heute, Dienstag, den Chef des landesweit größten Rüstungskonzerns Finmeccanica http://finmeccanica.it festgenommen. Die ermittelnden Behörden werfen Giuseppe Orsi Bestechung und Unterschlagung im Zusammenhang mit einer Geschäftsanbahnung vor. Konkret soll Orsi indische Regierungskreise bestochen haben, um den Zuschlag für einen Auftrag zu bekommen. Dieser weißt die Vorwürfe zurück. Der Kurs der Aktie reagiert dementsprechend und hat bei Redaktionsschluss (13:47 Uhr) um 8,90 Prozent auf 4,32 Euro stark nachgegeben.
Helikopter-Deal vermutlich nicht sauber
Im Gespräch mit pressetext beschreibt Werner Rügemer, Vorsitzender der Business Crime Control http://businesscrime.de , die Rüstungsindustrie als "besonders korruptionsanfälligen Bereich". Es sei wichtig, entschlossen dagegen vorzugehen. "Umso erfreulicher ist es, wenn Justizbehörden im staatsnahen Bereich ermittlungstechnische Erfolge verbuchen können, da das Arbeiten in diesem Umfeld aufgrund nationaler Interessen mitunter sehr brenzlig sein kann", so der Experte.
Der Konzern selbst stellt sich hinter seinen Boss und hofft, dass sich die rechtliche Position schnell klarstellt. Man sei solidarisch mit Orsi und das Tagesgeschäft laufe normal weiter, heißt es aus der Zentrale. Der Fall beschäftigt auch die Politik. 30,2 Prozent des Unternehmens hält der italienische Staat. Premier Monti hat angekündigt, sich umgehend mit der Causa auseinanderzusetzen und meint, dass Finmeccanica offenbar ein Problem mit der Unternehmensführung habe.
Die Vorgehensweise der Polizei ist drastisch. Beobachter gehen demnach davon aus, dass der Justiz anstatt vager Verdachtsmomente handfeste Indizien vorliegen. Im Jahr 2010 verkaufte die Finmeccanica-Sparte AugustaWestland http://agustawestland.com zwölf Hubschrauber um 560 Mio. Euro nach Indien. Dabei soll allerdings geschmiert und bestochen worden sein. Orsi war stand damals AugustaWestland vor. Sollten die Vorwürfe stimmen, wird auch das indische Verteidigungsministerium rechtliche Schritte gegen Finmeccanica setzen.
Vier weitere Manager unter Hausarrest
Laut gut informierten Kreisen sollen zudem über den gegenwärtigen Chef der Helikopter-Sparte, Bruno Spagnolini, sowie zwei weitere Manager Hausarreste verhängt worden sein. Eine Anklage gegen Orsi liegt momentan nicht vor. Der Konzern-Chef hat in den vergangenen Monaten immer wieder kursierende Korruptionsvorwürfe kategorisch bestritten. Doch sollte der Hauptanteilseigner, also der Staat, seinen Rücktritt wünschen, würde er aus dem Unternehmen ausscheiden, ließ er über seinen Anwalt ausrichten.
Der Rüstungskonzern stöhnt unter einer gewaltigen Schuldenlast von beinahe fünf Mrd. Euro. Um diese zu reduzieren, will Finmeccanica Teile des Luftfahrtgeschäfts und den Bereich Energie- und Transportgeschäft schrittweise veräußern (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120705032 ). In Italien wird in zwei Wochen ein neues Parlament gewählt. Skandale wie diese sorgen deshalb für dementsprechend viel Aufruhr in der Öffentlichkeit. Hinzu kommt die prekäre Situation der Monte die Paschi di Siena, der ältesten Bank der Welt.
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