pte20120704019 in Leben

Österreichs Gesundheitssystem ohne Effizienz

Erstes IHS-Gesundheitsbarometer belegt lang gehegte Vermutung


Wien (pte019/04.07.2012/13:55) Österreichs Gesundheitssystem ist weltweit eines der teuersten, jedoch nur wenig effizient. So lautet das Ergebnis des ersten Gesundheitsbarometers vom Institut für höhere Studien (IHS) http://ihs.ac.at im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) http://wko.at , das heute, Dienstag, zusammen mit der Plattform Gesundheit http://www.wirmachengesundheit.at präsentiert wurde. "Durch die Pflichtversicherung besteht nahezu ein Recht auf Krankheit, das müssen wir umkehren", sagt Hans-Jörg Schelling, WKO-Vizepräsident und Vorsitzender im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger http://www.hauptverband.at .

Hoher Finanzeinsatz zerschellt

Das IHS hat Österreichs Effizienz des Gesundheitssystems anhand der Parameter Akutbetten, Ärzte und Pflegekräfte, Medikamente, krankheitsangepasste Lebenserwartung und altersstandardisierte Sterberate im europäischen Vergleich analysiert und mit Platz 13 als "im Mittelfeld" befunden. "Das ändert sich auch nicht, wenn man andere Parameter heranzieht", unterstreicht Studienautor Thomas Czypionka. Am besten schneiden Dänemark, Finnland, Portugal und Spanien ab. Österreich unterscheide sich von diesen primär in der unüblichen Finanzstruktur, zu geringen Arzt-Patienten-Beziehung und "generell im Preis".

Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Platz zehn bei der Outcome-orientierten Performance, also der Wirkung von Behandlungen am Patienten. Diese hatte das IHS bei Krebs, Diabetes, Herzinfarkt, Ausgaben für die Prävention sowie verlorener Lebensjahre durch Krankheit untersucht. Hier krönen die Niederlande einen sukzessiven Aufholprozess mit Platz eins. Als Hauptursache diagnostiziert Czypionka "ein Zerschellen des hohen Finanzeinsatzes an den Schnittstellen einer reparaturorientierten Medizin".

Präventionsgesetz gefordert

"Österreichs Gesundheitssystem ist einrichtungsorientiert finanziert und nicht bedarfsorientiert", bemerkt Schelling. So werde etwa in Finnland um rund tausend Euro pro Kopf weniger ausgegeben. "Aus Sicht der Sozialversicherungen ist genug Geld im System, aber schlecht eingesetzt." Durch den schoin bald beschlossenen "Masterplan Gesundheit" besteht laut Schelling die Hoffnung, dass das derzeitige Gesundheitssystem mit einer Betonung der Prävention drehbar ist. "Zuerst Krankenstand und dann erst Prävention" soll hierzulande der Vergangenheit angehören.

Um sämtliche Effizienzsteigerungspotenziale zu heben, fordern die Experten auch die Einführung eines sogenannten Präventionsgesetzes. "Das verstaubt nach jedem Regierungswechsel wieder in der Schublade", weiß der Präsident der Sozialversicherungsträger. Dort solle auch die Verantwortung für die Struktur im Gesundheitswesen verbleiben, begehrt Schelling. "Ein Kompetenz-Wirrwarr mit beispielsweise 400 Zahlungsströmen, so kann es nicht weitergehen."

Vernetzungen zur Kostendämpfung

Erste Abhilfe könnten Vernetzungen bringen, denn dass das Gesundheitssystem infolge des Medikamenteneinsatzes und demografischer Entwicklungen teurer werde, sei klar. "Im Grunde geht es um eine Kostendämpfung und nicht tatsächliche Einsparungen", schließt Martin Gleitsmann von der Plattform Gesundheitswirtschaft Österreich. Mit 31,4 Mrd. Euro hatten 2010 die Kosten im österreichischen Gesundheitswesen elf Prozent des Bruttoinlandsproduktes betragen.

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