pte20111130028 in Business

Billiger Kalksandstein: Xella zahlt Schweigegeld

Mangelhaftes Baumaterial führt zu Schäden bei Tausenden Häusern


Riss: Tausende Häuser mit Schäden wegen Kalksteinersatz (Foto:pixelio.de/Michel)
Riss: Tausende Häuser mit Schäden wegen Kalksteinersatz (Foto:pixelio.de/Michel)

Duisburg/Königs Wusterhausen (pte028/30.11.2011/13:45) Von 1987 bis 1996 hat der Baustoffhersteller Haniel Bau-Industrie, der heute unter dem Namen Xella http://xella.com firmiert, schadhafte Kalksandsteine hergestellt, die in Tausenden Gebäuden an Rhein und Ruhr verbaut wurden. Betroffene Hausbesitzer klagen über Schäden und werden von Xella mit Stillschweigevereinbarungen unter Druck gesetzt, wie das Onlineportal Der Westen berichtet.

Einsturzgefahr

Der Kalksandstein, der sich unter Feuchtigkeitseinwirkung auflöst, macht derzeit vielen Hauseigentümern zu schaffen. Haniel hat in den 80er und 90er Jahren aus Kostengründen teuren Kalk durch ein schwefelhaltiges Abfallprodukt aus der Rauchgasentschwefelung ersetzt. Dieser Kalksteinersatz führt bei einigen Häusern sogar zur Einsturzgefahr. Laut dem Bericht wurden nun einige Opfer mit Stillschweigevereinbarungen unter Druck gesetzt.

Angeblich zeigte sich Xella nur unter der Voraussetzung des Stillschweigens und einer weitergehenden Bewohnung des Hauses von mindestens 24 Monaten zahlungsbereit. Die Gesellschaft kaufte zerbröselnde Häuser reihenweise - teilweise für bis zu 300.000 Euro - zurück. Haniel sei sich laut Bericht seiner Verantwortung bewusst. Xella hätte die Vorgehensweise bestritten und entsprechende Vereinbarungen dementiert. Das Unternehmen war für pressetext bis zum Redaktionsschluss nicht erreichbar.

Strafverfahren droht

"Betroffene Hausbesitzer müssen den üblichen Weg beschreiten und mit Hilfe von Gutachten Beweise sichern", sagt Dieter Fueting, Geschäftsführer des Verbandes der Eigenheim- und Grundstücksbesitzer Land Brandenburg 1990 e.V. http://eigenheimer.de , im Gespräch mit pressetext. Insgesamt sei es ein komplizierter Prozess. "Falls Einsturzgefahr besteht, droht sogar ein Strafverfahren", ergänzt der Jurist.

Im obigen Fall wäre sogar aufgrund der Verwendung eines Kalksteinersatzes ein Strafprozess fällig. Zu etwaigen Stillschweigevereinbarungen zwischen Baustoffhersteller und Hausbesitzer meint Fueting: "Solch eine Vereinbarung ist grundsätzlich legitim. Das betroffene Unternehmen möchte anscheinend eine einvernehmliche Klärung erzielen."

Aktualisierung (01.12.2011/12:25):
Xella hat auf Anfrage von pressetext folgende Stellungnahme zugesandt: "Von Schweigegeld kann keine Rede sein. Xella ist derzeit kein Fall bekannt, in der die Sanierung oder der Kauf eines Hauses im Vorfeld von einer Stillschweigeverpflichtung abhängig gemacht wurde. Richtig ist, dass zwischen den Parteien - durchaus auch auf Wunsch beider Seiten - über die Höhe von Sanierungsaufwendungen oder im Falle des Ankaufs eines Hauses Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet wurden."

(Ende)
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