pte20111118019 in Leben

Stress im Job: Viele gehen krank arbeiten

Gesicherter Arbeitsplatz schützt vor hohen Präsentismus-Kosten


Erkältung: Präsentismus-Problem wird meist übersehen (Foto: aboutpixel/Bentrup)
Erkältung: Präsentismus-Problem wird meist übersehen (Foto: aboutpixel/Bentrup)

Montreal/Berlin (pte019/18.11.2011/12:30) Viele Menschen gehen krank arbeiten. Sie sind im Job körperlich anwesend, geistig jedoch kaum. Sie werden dadurch nicht nur unproduktiver, sondern verzögern auch die Genesung und bereiten damit einem Unternehmen enorme Folgekosten. Kanadische Forscher zeigen, was Menschen zu diesem "Präsentismus"-Verhalten bewegt. "Sichere Arbeitnehmer fürchten sich nicht davor, wegen gelegentlichen krankheitsbedingten Abwesenheiten bestraft zu werden. Oft entscheidet die Haltung des Arbeitgebers", berichtet Studienautor Gary Johns.

Zwangsarbeit im Alltag

Die Forscher von der John Molson School of Business http://johnmolson.concordia.ca befragten 444 Arbeitnehmer nach den Anforderungen am Arbeitsplatz in Bezug auf Krankenstand und den eigenen Erfahrungen damit. Sechs Tage im Jahr gehen die meisten im Schnitt krank arbeiten, zeigte sich. In manchen Branchen war dieses Verhalten sehr häufig anzutreffen, besonders in der Pflege sowie in der Früherziehung von Kindern, wo Betroffene häufig eine starke soziale Verpflichtung zur Anwesenheit verspüren.

Jedoch auch Team- und Projektarbeit sind besonders Präsentismus-anfällig. Die Schlüsselfunktion hat in vielen Fällen der Arbeitsgeber: Verspüren Arbeitnehmer hohen Druck des Unternehmens, glauben sie, leicht ersetzt werden zu können oder müssen sie gar um ihren Job fürchten, reagieren sie in der Regel viel später auf Krankheitssignale des Körpers und verspüren Zwang zu arbeiten, zeigen die im "Journal of Occupational Health Psychology" veröffentlichten Ergebnisse.

Unterschätzte Kosten

Die meisten Arbeitsgeber konzentrieren sich bloß darauf, Abwesenheit ohne Krankheit - sogenannten "Absentismus" - zu verhindern, während Präsentismus noch wenig als Problem erkannt wird. Dessen Kosten sind zwar schwieriger zu fassen, liegen jedoch weit höher: Laut einer aktuellen deutschen Erhebung (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20110607024 ) kosten krank arbeitende Mitarbeiter eine Firma 2.400 Euro im Jahr, fast doppelt so viel wie Krankenstände

Als Gegenmaßnahme raten Experten den Unternehmen zu einer "Kultur der Achtsamkeit", mit der sie dem Graubereich zwischen gesund und krank begegnen sollten. Es gehe darum, die Gesundheit der Mitarbeiter differenzierter und nachhaltiger zu bewerten als nur nach der Fehlzeiten-Statistik und nach Unfallszahlen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20110308026 ).

(Ende)
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