pte20110903003 in Leben

Kollegialität: Geschlechter ticken unterschiedlich

Frauen mit passivem MAOA-Gen kooperativ, Männer eher gewalttätig


Schlagring: Gene bestimmen Aggressivität (Foto: pixelio.de, Ich)
Schlagring: Gene bestimmen Aggressivität (Foto: pixelio.de, Ich)

Trier (pte003/03.09.2011/06:00) Wissenschaftler der Universität Trier http://uni-trier.de haben nachgewiesen, dass es an den Genen liegt, ob ein Mensch kollegial und kooperativ ist oder nicht. Eine Variante des Monoaminoxidase-A-Gens (MAOA) steuert das Verhalten von Männern und Frauen gegensätzlich. Das MAOA-Gen ist auf dem X-Chromosom lokalisiert. Studien belegen, dass Männer, denen dieses Gen fehlt, gewalttätig sind. Männer mit einer weniger aktiven Variante des Gens zeigen gegenüber anderen Menschen starke Skepsis und sind wenig kooperationsbereit. Ein aktives MAOA stärkt hingegen bei Männern die Kooperationsbereitschaft und das Vertrauen. Bei Frauen ist das Verhalten gegensätzlich.

Gleichgewichte in Evolution

Frauen mit der weniger aktiven Variante des MAOA-Gens verhalten sich kooperativer. Die Forscher schließen daraus, dass evolutionäre Mechanismen das geschlechtsspezifische Verhalten mit Blick auf die Bereitschaft, etwas für die Gemeinschaft beizutragen, geschärft haben. "Über die Gründe, die zu dem geschlechtsspezifischen Verhalten führen, kann nur spekuliert werden", sagt Studienleiter Jobst Meyer im pressetext-Gespräch. Grundsätzlich haben sich in der Evolution immer Gleichgewichte zwischen Verhaltenstendenzen eingespielt.

"Sind alle gute Kooperierer, würden sich diejenigen in der Evolution durchsetzen, die unkooperativ sind. Sind alle Egoisten, dann hätten die Kooperativen bessere Chancen", sagt Meyer. Von den Männern mit einer niedrigeren MAOA-Expression hatten Meyer und sein Team während der Studie bereits erwartet, dass sie sowohl unkooperativer als auch pessimistischer hinsichtlich des Beitrags ihrer Mitspieler sind.

Frauen meistens großzügiger

"Eine Überraschung bieten Frauen: Obwohl die mit einer niedrigen MAOA-Expression tendenziell eher pessimistisch in Bezug auf den Beitrag gegenüber den Mitspielerinnen waren, verhielten sie sich großzügig", sagt Meyer. Über den evolutionären Sinn kann der Experte nur mutmaßen: "Hatten tendenziell aggressivere Frauen in der Steinzeit vielleicht mehr Ressourcen außerhalb der Familie errungen - beispielsweise durch Teilnahme an der männlich dominierten Jagd - und einen evolutionären Vorteil, wenn sie diese Ressourcen großzügig mit der Sippe geteilt haben? Konnten sie in früheren Kulturen tendenziell einen höheren sozialen Rang erringen und hatten mehr zu verteilen? Es bleibt Spekulation."

(Ende)
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