Shell-Havarie: Nichts von BP gelernt!
Jährlich 500 Unfälle mit Ölaustritt in der Nordsee
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Ölfilm: Veralterte Technik bei Nordsee-Bohrplattformen (Foto: FlickrCC/Gambier) |
London/Hamburg (pte024/18.08.2011/13:45) Der Ölunfall nahe der Shell-Bohrinsel "Gannet Alpha" vor Schottland weitet sich laut britischer Regierung zur "schlimmsten Ölpest der Nordsee seit über einem Jahrzehnt" aus. Mindestens 217 Tonnen Rohöl sind seit Mittwoch der Vorwoche aus der lecken Rohrleitung ins Meer geflossen, weitere 660 Tonnen dürfte die Pipeline noch enthalten. Der BBC zufolge sind Flugzeuge mit Lösungsmitteln startklar und die kritische Phase ist erreicht, um beide Lecks zu stopfen. Umweltexperten fordern indes Gesetze für höhere Sicherheitsstandards bei Ölbohrungen.
Müde Technik, hohes Risiko
Überraschend kommt der Störfall nicht, blickt man auf die Ereignisse der vergangenen Jahre. "Allein in der Nordsee gibt es jährlich 500 Unfälle mit Ölaustritt, zudem fließen auch im alltäglichen Betrieb der Förderplattformen bis zu 10.000 Tonnen Öl pro Jahr in die Nordsee. Die meisten Plattformen leiten öliges Produktionswasser ungefiltert ins Meer", berichtet Greenpeace-Energieexperte Jörg Feddern http://greenpeace.de im pressetext-Interview. Dazu kommen Missgeschicke, wie etwa jenes von 2007 vor Norwegen, als bei einer Ölverladung 3.500 Tonnen Öl ausrannen.
Die Ursache dieser vielen Umweltverschmutzungen liegen durchaus in der Technik. "In der Nordsee wird schon seit den 1970er-Jahren Öl gefördert. Die Plattformen und Pipelines sind veraltert und entsprechend anfällig für Materialermüdungen", so Feddern. Statt einer teuren Modernisierung nehmen die Betreiber lieber ein Gefahrenrisiko in Kauf, doch auch menschliches Versagen lässt sich nie ausschließen. Entsprechend gab Glen Cayley, technischer Produktionsdirektor für Europa bei Shell, gegenüber der BBC Fehler bei der Inspektion und Instandhaltung zu, "ohne denen der Unfall nicht passiert wäre."
Nicht für Notfall gerüstet
Eine herbe Enttäuschung liefert Shells Informationspolitik. "Alle dachten, dass die Ölkonzerne aus der Deepwater Horizon-Katastrophe im Vorjahr gelernt hätten. Doch Shell informierte weder die Öffentlichkeit umgehend noch hatte der Konzern sofort Gegenmaßnahmen parat", kritisiert Feddern. Zwei Tage lang rang Shell in der Vorwoche nach dem Unfall um eine Medienmitteilung, nach drei weiteren Tagen begann man erst, Strategien bekannt zu geben. Für Feddern ein Hinweis dafür, dass es keinen Notfallplan gab.
Mehr Transparenz und schärfere Sicherheitsbestimmungen sind nötig, so der Greenpeace-Experte. Verbesserungen könnten verpflichtende Notfallpläne bringen, die von unabhängigen Experten geprüft werden, zudem sollte Lizenz-vergebenden Länder als auch die EU die Ölindustrie zum Einsatz moderner Technik verpflichten, so lange diese bohren oder fördern.
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