pte20110720034 in Leben

Faultiere leben energieeffizient

Evolutionsbiologisch haben Faultiere eine ideale Nische gefunden


Faultier: Es ist nicht faul, sondern genügsam (Foto; FlickrCC/Andrew Mason)
Faultier: Es ist nicht faul, sondern genügsam (Foto; FlickrCC/Andrew Mason)

Jena (pte034/20.07.2011/16:05) Zoologen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben untersucht, warum Faultiere so eine gemächliche Lebensweise haben. "Evolutionsbiologisch gesprochen hat das Faultier sich durch seine unauffällige Lebensweise eine Nische eröffnet", erklärt John Nyakatura vom Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie gegenüber pressetext. Statt aufrecht der Schwerkraft zu trotzen, verbringen Faultiere den überwiegenden Teil ihres Lebens kopfüber in den Ästen von Bäumen hängend. Sie bewegen sich sehr langsam. Faultiere haben sich in ihrer Erhaltung darauf spezialisiert mit nährstoffarmen Blättern zurechtzukommen. Daher müssen sie an allen Ecken und Enden Energie einsparen.

Deswegen hängt das Faultier passiv am Ast, anstatt darauf zu balancieren. Das Säugetier nutzt die allgegenwärtige Nahrungsquelle anstelle von energiereichen und selteneren Nahrungsquellen, wie reife Früchte, die mühsam gesucht werden müssen. "Dazu gehört eben auch die Beschränkung der Aktivitätsphase auf ein notwendiges Minimum und eine insgesamt niedrigere Stoffwechselrate", sagt Nyakatura.

Obgleich sich die Fortbewegung der Faultiere im Prinzip nicht so sehr von anderen Säugetieren, etwa der Affen, unterscheidet. "Ihre Beinstellung und die Beugung der Gelenke entspricht dabei exakt denen anderer Säugetiere beim Laufen", erläutert Nyakatura. Insofern könne man sich die Fortbewegung der Faultiere praktisch als "Laufen" unter dem Ast vorstellen. Nur eben viel langsamer als bei anderen Vierbeinern.

Nicht faul, sondern genügsam

Deutliche Unterschiede fand der Evolutionsbiologe allerdings im anatomischen Aufbau der Tiere. "Faultiere besitzen sehr lange Arme, aber nur sehr kurze Schulterblätter, die frei beweglich einem schmalen, abgerundeten Brustkorb aufliegen. Das verleiht ihnen einen maximalen Bewegungsradius." Außerdem sei es bei den Faultieren zu einer Verschiebung der Ansatzstellen bestimmter Muskeln gekommen, was es ihnen ermögliche, das eigene Körpergewicht mit möglichst geringem Energieaufwand zu halten.

"Faultiere führen ein Leben im Energiesparmodus", ergänzt Martin S. Fischer, Inhaber des Jenaer Lehrstuhls für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie. Diese energieeffiziente Lebensweise sei ein ausgewiesenes Erfolgsrezept, was mit "Faulheit" rein gar nichts zu tun habe. "Das Attribut "faul" ist selbstredend eine rein menschliche Zuordnung - "energieeffizient" oder "genügsam" wäre vielleicht genauso treffend ohne so negativ zu klingen", sagt Nyakatura.

(Ende)
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