pte20110504001 in Business

Diktatorengelder: Banken schuld am Verschwinden

Nur Bruchteil der Mittel eingefroren - Schärfere Gesetze gefordert


Dollar-Schein: Milliarden versickern im Nirgendwo (Foto: flickr, MoneyBlogNewz)
Dollar-Schein: Milliarden versickern im Nirgendwo (Foto: flickr, MoneyBlogNewz)

Zürich (pte001/04.05.2011/06:00) Banken und Regierungen setzen Geldwäschevorschriften kaum um und erschweren somit die Rückführung von Diktatorengeldern. Zu diesem Fazit kommt die aktuelle Erhebung "Billions without a Trace - Dictators' Stolen Assets" der Info-Networkingplattform MyPrivateBanking http://www.myprivatebanking.com . Ankündigungen, die Vermögenswerte von 25 seit 1990 Ex-Diktatoren und ihrer Familien einzufrieren, bleiben Lippenbekenntnisse. Nur fünf Prozent der Gelder konnten bislang eingefroren und davon lediglich die Hälfte zurückerstattet werden.

Bei Verdacht Geld ablehnen

"Am politischen Willen zur Nachverfolgung der Gelder fehlt es leider wie auch an den hierzu benötigten Ressourcen sehr oft", so MyPrivateBanking-Geschäftsführer Christian Nolterieke gegenüber pressetext. "Hinzu kommt, dass Finanzdienstleister auch nur im Ansatz zweifelhaft erscheinende Vermögenswerte strikt ablehnen sollten", fordert der Experte. Die bestehende Geldwäschegesetzgebung sieht Nolterieke zwar als "gute Basis". Trotzdem sei diese nicht ausreichend. "Die Regeln sind einfach zu umgehen. Supranationale Lösungen sind gefragt."

Ein konsequenteres Umsetzen bestehender Vorschriften in der Finanzindustrie ist notwendig. Der Untersuchung zufolge beläuft sich die Gesamtsumme der von diesen 25 Diktatoren sowie deren Vertrauten veruntreuten Gelder auf fast 140 Mrd. Dollar. Die magere Bilanz: Von den blockierten Diktatorengeldern über insgesamt sieben Mrd. Dollar konnten gerade einmal 2,4 Prozent an Regierungen sowie an Korruptions- bzw. Diebstahlsopfer zurückgegeben werden.

Politischer Wille mangelhaft

Die Gründe für die schlechte Zwischenbilanz sind vielseitig. "Oft sind sowohl Regierungen als auch Behörden nicht in der Lage, veruntreute Vermögenswerte aufzuspüren", unterstreicht Nolterieke. Zu clever seien Gelder über ein Netzwerk von Scheinfirmen und Mittelsmännern verschleiert. Darüber hinaus hätten viele der westlichen Regierungen kaum den politischen Willen, ehemalige politische Verbündete zu verfolgen. "Zu groß ist die Angst, dass eigenes Fehlverhalten mit aufgedeckt wird", unterstreicht Noterieke auf Nachfrage von pressetext.

Aber auch Banken und Vermögensverwalter stellen sich viel zu oft nicht dem gebotenem Maß an Verantwortung. MyPrivateBanking nach ist die sorgfältige Überprüfung der Herkunft der Anlagen von politisch exponierten Personen in vielen Fällen nichts weiter als eine Alibiübung - und das, obwohl die Gesetzgebung gegen Geldwäsche in vielen Ländern, wie beispielsweise in der Schweiz, deutlich verschärft worden ist. Bei konkreten Verdachtsmomenten fehlen den Finanzdienstleistern häufig der Wille und die Ressourcen, um Aufklärungen voranzubringen.

(Ende)
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