pte20101213021 in Leben

Afrika: Zündenden Ideen fehlt die Umsetzung

Lösungen für Gesundheitsprobleme verkümmern im Labor


Verbrennungsofen für Medikamente: Markteintritt ist Hürde für Afrikas Forschung (Foto: Makerere)
Verbrennungsofen für Medikamente: Markteintritt ist Hürde für Afrikas Forschung (Foto: Makerere)

Toronto (pte021/13.12.2010/13:40) Afrika ist voller Ideen und Talenten, die jedoch oft verkümmern statt zur Entwicklung des Kontinents beizutragen. Viele Lösungen für dringende Gesundheitsprobleme schlummern in Labors und scheitern an der Umsetzung in die Praxis, zeigen kanadische Forscher in der Zeitschrift BioMed Central. "Ideen gibt es, die Produkte jedoch nicht. Afrika braucht Nachhilfe in der Umsetzung", betont Studienleiter Peter Singer, Direktor des McLaughlin-Rotman Centre for Global Health http://www.mrcglobal.org , im pressetext-Interview.

Malaria mit Pflanzen bekämpfen

25 derartiger Technologien fanden die Forscher bei ihrer Recherche in den Schubladen von sechs größeren Forschungseinrichtungen in vier Ländern Afrikas. Etwa aus Ghana stammt ein Schnelltester für den Schostosom-Pärchenegel, ein Parasit der in manchen Regionen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung befällt, sowie eine pflanzliche Anti-Malaria-Arznei.

Ein Pflanzenmedikament gegen HIV-Symptome wurde hingegen in Kenia entwickelt. Aus Uganda kommt ein einfacher, WHO-genehmigter Verbrennungsofen für Medikamente. Letzterer könnte etwa bei Massen-Polioimpfungen das Abfallproblem in Spitälern lösen, da er durch die Verbrennung von nur medizinischen Abfällen Temperaturen von 800 Grad erreicht.

Puzzlesteine müssen zusammengebaut werden

"Niemand arbeitet an der afrikanischen Grundlagenforschung weiter", erklärt Studien-Mitautor Ken Simiyu gegenüber pressetext. Singer vergleicht die Situation mit einem Puzzle. Die notwendigen Teile wie Forschung, gesetzliche Regelungen und Händler existieren, doch niemand setzt sie zu einem Ganzen zusammen. "Damit ein Land wirtschaftlich floriert, muss es entweder Bodenschätze auf nicht-korrupte Weise abbauen oder Ideen und Talente fördern. Die USA, China und Deutschland haben den zweiten Weg geschafft, Afrika noch nicht", so der Experte.

Afrikas Unternehmergeist sollte stärker mit der Wissenschaft verbunden werden, kommen die Forscher zum Schluss. Finanzmittel seien dazu nötig, wobei die Forscher private Risikokapital-Fonds als für den Anstoß zum Markteintritt am besten geeignet sehen.

Weg zum Wohlstand

"Mehr als 90 Prozent der Medikamente für die Krankheiten Afrikas werden von anderen Kontinenten importiert. Hilfen des Nordens schaffen nur sehr kurzfristig eine Besserung. Kann Afrika seine Probleme selbst lösen, sichert es damit Arbeitsplätze und Wohlstand", so Singer. Das zeigen die wenigen Positivbeispiele. So gehört etwa die tansanische Firma "A to Z Textile" zu den weltgrößten Herstellern von mit Insektizid behandelten Moskito-Bettnetzen. In Madagaskar wurde ein Diabetes-Medikament erzeugt, das auf einem traditionellen Wirkstoff beruht, in Nigeria ein Pflanzenprodukt gegen Sichelzellenanämie.

(Ende)
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