Rosatom: Russland brennt aufs große Atomgeschäft
Staatlicher Reaktor-Anbieter will bis 2030 über 50 Mrd. Dollar umsetzen
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Brennstäbe: Rosatom greift nach internationaler Marktführerschaft (Foto: rosatom.ru) |
Moskau/New York (pte020/30.09.2010/11:45) Russland will in den kommenden Jahren zum weltweit führenden Anbieter von Atomanlagen aufsteigen. Zu diesem Zweck soll der staatseigene Nukleargigant Rosatom http://rosatom.ru auch künftig global Geschäfte anbahnen. Der Anfang der Offensive ist gemacht. Weltweit bestreitet der Konzern derzeit 15 Atom-Projekte. Das ist mehr als jeder andere internationale Rivale gegenwärtig aufweisen kann. Fünf der Anlagen werden außerhalb Europas errichtet.
China und Indien im Visier
"Länder, die Russland mit dem Bau von Meilern beauftragen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Bauzeiten sehr lang sind und dahinter ein schwerfälliger Apparat steht", so der Atomexperte Stefan Füglister von der Kampagnenforum GmbH http://kampagnenforum.ch gegenüber pressetext. "Die Russen importieren neben den Anlagen dann oft auch eine sehr laxe Gesetzgebung in Bezug auf die Sicherheitsanforderungen der Anlagen", kritisiert Füglister.
Die Chancen im Atom-Business stehen gut. Anfang der Woche gab Rosatom bekannt, zwei Atomreaktoren als Folgeaufträge nach China zu liefern. Die boomende Volksrepublik hatte bereits in der Vergangenheit zwei Nuklearanlagen von den Russen aufbauen lassen. "China hat gegenwärtig keine Priorität Nummer eins. Wir haben größere Partnerschaften in Indien, der Türkei und bald auch in Vietnam", zitiert Bloomberg Rosatom-CEO Sergei Kiriyenko.
Die Nachfrage nach Energie ist vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern sehr groß. Ein weiterer Vorteil gegenüber der internationalen Konkurrenz: Rosatom kann vor allem bei der günstigen Preisgestaltung punkten. Der OECD nach kostet der Bau einer 1.000 Megawatt leistenden Anlage bei den Russen im Schnitt rund 2,9 Mrd. Dollar. Im Vergleich zu globalen Rivalen fallen die Preise für die Anlagen damit zwischen 20 und 50 Prozent niedriger aus.
Staat zieht weltweit Aufträge an Land
Die Technologien Rosatoms stehen denen westlicher Anbieter in nichts mehr nach. Denn seit dem Super-Gau in Tschernobyl im April 1986 wurde das Entwicklungsdesign internationalen Sicherheitsstandards angepasst. Kiriyenko, der ehemaliger Chef des russischen Atomenergie-Ministeriums war, treibt den Expansionskurs von Rosatom bereits seit 2005 aggressiv voran. Seine Vision: Den Jahresumsatz von derzeit 17 Mrd. bis 2030 auf 50 Mrd. Dollar zu erhöhen.
Rosatom profitiert stark von der politischen Schützenhilfe aus dem Kreml. Premier Vladimir Putin vermittelte dem Konzern in Indien 2009 zwei Aufträge für Atomreaktoren. Die Inder beauftragten die russische Rüstungsindustrie zudem mit dem Bau von 29 MiG-Kampfjets und anderer Waffen. Um die Nachfrage nach Atomanlagen zu stärken, hat sich Kiriyenko mit Rosatom im Juni 2010 für rund 610 Mio. Dollar bei einer kanadischen Uran-Mine eingekauft.
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