pte20091009021 in Business

Altlasten: Reedereien in nachhaltiger Krise

Schifffahrtsindustrie bleibt trotz Wirtschaftserholung unter Druck


Container-Schifffahrt bleibt weiter unter Druck (Foto: aboutpixel.de, pfirsichmelba)
Container-Schifffahrt bleibt weiter unter Druck (Foto: aboutpixel.de, pfirsichmelba)

Hamburg (pte021/09.10.2009/13:21) Seit mehr als einem Jahr steht die Schifffahrtsindustrie unter beispiellosem Dauerdruck. Trotz der jüngsten wirtschaftlichen Erholungszeichen dürfte die Situation der Reedereien weiterhin angespannt bleiben. Im Welthandel brauche es eine lange Zeit des Aufschwungs, damit besonders die Container-Schifffahrt jene Altlasten bewältigen kann, die sie während der Boom-Phasen der vergangenen Jahre geschultert hat, berichtet das Wall Street Journal. Grund dafür seien die eingebrochenen Tarife und Gebühren, die der Industrie noch zumindest bis Ende des nächsten Jahres zusetzen sollen.

Seit der zweiten Jahreshälfte 2008 sind die Frachtgebühren angesichts des ausbleibenden Welthandels drastisch gefallen und haben zu Jahresbeginn 2009 ihren Tiefpunkt erreicht. In der Container-Schifffahrt zwischen Asien und Europa sind sie zu dem Zeitpunkt sogar auf null gefallen, als Händler auf die Gebühren verzichteten und nur mehr anfallende Kraftstoffkosten verrechneten.

Der Welthandel erholt sich trotz nunmehr positiver Vorzeichen aber nur schleppend. So haben etwa die Ausfuhren der Exportweltmacht Deutschland im August einen erneuten und unerwarteten Rückschlag erlitten. Mit einem Minus von 1,8 Prozent verzeichnete die Exportwirtschaft gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um rund 20 Prozent. Die Importe zeigten mit minus 19,3 Prozent eine ähnliche Tendenz. Im kommenden Jahr soll der Welthandel wieder ein geringes Plus vorweisen können.

Während die Frachtgebühren für andere Segmente der Schifffahrt wie etwa Tanker im Jahresverlauf wieder leicht gestiegen sind, erwarten Experten in der Container-Schifffahrt zumindest bis Ende 2010 nachhaltig niedrige Tarife. Logistikkonzerne wie Hapag-Lloyd oder die weltweit drittgrößte französische Reederei CMA CGM ringen daher weiterhin mit offenen Forderungen für Schiffe, die sie vor der Krise anschafften, als Geschäfte und Frachtgebühren noch stabil waren. Gleichzeitig ist der Wert jener Schiffe, die sie bereits besitzen, massiv gefallen.

Beide Faktoren erschweren es den Unternehmen, ihre Kreditvereinbarungen mit Banken zu erfüllen. Zugleich bleibt der Kapital- und Finanzierungsbedarf für neue Schiffbauaufträge enorm. Zuletzt hatte CMA CGM Restrukturierungsversuche für die angefallenen 5,2 Mrd. Dollar Schulden angekündigt. Die staatliche Bürgschaft für Hapag-Lloyd wurde auf 1,2 Mrd. Euro ausgeweitet. Zudem steht dem Unternehmen ein radikaler Sparkurs bevor, dem mehr als zehn Prozent der rund 1.100 Arbeitsplätze zum Opfer fallen könnten. Obwohl es Anzeichen für einen anziehenden Handel gebe, würden die niedrigen Schiffspreise und Frachtgebühren verhindern, dass die Auswirkungen des Aufschwungs bei den angeschlagenen Reedereien voll zum Tragen kommen.

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