pte20090908021 in Business

Krise treibt immer mehr Arbeitslose in Selbstmord

Erhöhte Suizidgefahr besonders bei Zeitarbeitern und Migranten


Verzweiflung im Arbeitsmarkt lässt Suizidrate steigen (Foto: pixelio.de, Paul-Georg Meister)
Verzweiflung im Arbeitsmarkt lässt Suizidrate steigen (Foto: pixelio.de, Paul-Georg Meister)

Würzburg/Hamburg (pte021/08.09.2009/11:07) Die Folgen der Wirtschaftskrise im Arbeitsmarkt lassen die Suizidrate anschwellen. Zwar liegen hierzulande noch keine offiziellen Statistiken für 2008 vor. In Frankreich haben diese dem Nationalen Suizid-Präventionsprogramm http://www.suizidpraevention-deutschland.de zufolge die Befürchtungen der Experten hingegen bereits bestätigt. Angesichts der zunehmenden Perspektivlosigkeit im Arbeitsmarkt betreffen die steigenden Selbstmordraten nicht nur Manager und Vorstände. Immer mehr Arbeiter und Arbeiterinnen wählen darüber hinaus den Freitod. Besonders Zeitarbeiter, die im Zuge des massenhaften Abbaus von Stellen ihre Posten verloren haben, sowie arbeitslose Einwanderer seien in erhöhtem Maße selbstmordgefährdet. Von stark steigenden Suizidversuchsraten seien weibliche Jugendliche und junge Frauen mit Migrationshintergrund signifikant betroffen.

"Wir müssen die Befürchtung äußern, dass sich die Suizidraten angesichts der Wirtschaftskrise auch hierzulande voraussichtlich negativ entwickeln werden", erklärt Armin Schmidtke, Vorsitzender des Nationalen Suizid-Präventionsprogramms, im Gespräch mit pressetext. Dem Experten zufolge konzentriert sich die Selbstmord-Prävention derzeit spezifisch auf die besonders stark gefährdeten Zielgruppen. So sei etwa für Migranten die Aussichtslosigkeit in der Arbeitswelt bedeutend höher als für andere Menschen.

"Deutschland ist auf das Thema noch nicht sonderlich gut eingestellt", meint Schmidtke. Daher sei mittlerweile eine Arbeitsgruppe Suizidgefahr am Arbeitsplatz gegründet worden. Angesichts der Wirtschaftskrise würden die Bedingungen für die vorbeugende Arbeit jedoch immer schwieriger. Präventivmaßnahmen fokussieren mitunter stark gefährdete Personen wie jene, die in die Obdachlosigkeit abzurutschen drohen. Angesichts der Wirtschaftsflaute müssen etwa in Frankreich einige bestimmte Arbeitgeber mit einer besonders schlechten Entwicklung rechnen. "Zeitarbeiter sind aufgrund der aktuell großen Verunsicherung besonders gefährdet", so Schmidtke gegenüber pressetext. Diese würden immer auf eine feste Anstellung in einem Unternehmen hoffen. Genau diese bleibe ihnen nun verwehrt.

Pro Jahr nehmen sich hierzulande rund 10.000 Menschen das Leben. Die Zahl liegt damit wesentlich höher als jene der Verkehrstoten, der Drogen-, Mord-, Totschlags- oder Aids-Opfer. Rund ein Fünftel der Personen, die den Freitod wählen, ist älter als 60 Jahre. Ihre Rate ist in den vergangenen 50 Jahren aus Angst vor Hilflosigkeit oder entwürdigender Behandlung im Alter kontinuierlich angestiegen. Darüber hinaus treibe die Scham vor Armut viele in den Suizid.

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