Versicherer laufen gegen neue EU-Regeln Sturm
Milliarden an Kapitalbedarf und höhere Raten befürchtet
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Versicherungen warnen vor Preiserhöhungen durch EU-Regeln (Foto: aboutpixel.de, Kellermeister) |
London (pte029/02.09.2009/13:28) Die neuen Finanzmarktregeln der Europäischen Union, die 2012 in Kraft treten sollen, haben Europas Versicherer in Alarmstimmung versetzt. Aufgrund der vorgesehenen Verordnung rechnen die Anbieter mit einem drastisch höheren Kapitalbedarf. In den Regeln zur Aufsicht und Kapitalausstattung soll festgelegt werden, dass Versicherungen ihr Geschäft mit mehr Kapital unterlegen müssen, wie die Financial Times unter Berufung auf einen Brief des britischen Versicherungsverbandes ABI an Finanzminister Alistair Darling berichtet. Allein die britischen Finanzinstitute müssten daher rund 57 Mrd. Euro an frischem Kapital aufstellen, warnt die Interessensvertretung der Unternehmen. Ähnliche Auswirkungen seien in ganz Europa zu erwarten, was zu einer europaweiten Destabilisierung der Industrie führen könnte.
"Das Problem der Versicherer ist, dass sie die größten Anleger am Kapitalmarkt sind. Gerade britische Anbieter verfügen zudem über relativ riskante Produkte und müssen ihre Risiken künftig mit mehr Kapital hinterlegen. Eine Destabilisierung des Systems in Europa ist dadurch jedoch nicht zu erwarten", meint WestLB-Analyst Andreas Schäfer auf Nachfrage von pressetext. Die Versicherungen hielten beispielsweise schon jetzt kaum noch Aktien, da der Bedarf an hinterlegtem Kapital dafür zu hoch sei. Dem ABI zufolge stellen die neuen EU-Regeln (Solvency II) neben der Versicherungsbranche eine Bedrohung für die Kunden und sogar die finanzielle Stabilität dar. Sinkende Renditen, dramatisch steigende Versicherungsraten und ein geringerer Schutz für die Konsumenten seien die möglichen Folgen der "Überkapitalisierung".
"Höhere Raten sind aufgrund der EU-Regeln kaum vorstellbar. Allerdings ist etwa bei Lebensversicherungen mit einem steigenden Angebot an fondsgebundenen Produkten zu rechnen, bei denen nicht der Versicherer, sondern der Kunde das Risiko trägt", erklärt Schäfer gegenüber pressetext. Der ABI warnt, dass einige Unternehmen den Markt verlassen und die Weiterentwicklung innerhalb der Branche gebremst werde. Allein die Initialwirkung der Bestimmungen, die durch einen einzigen europaweiten Standard für mehr Transparenz in dem Sektor sorgen sollen, würde nur die britischen Versicherer vor einen Kapital- und Reservenbedarf von rund 34 bis knapp 80 Mrd. Euro stellen. Im Vergleich dazu weise die Industrie derzeit eine Gesamtmarktkapitalisierung von rund 57 Mrd. Euro auf. Es sei kaum denkbar, wie eine derart massive Rekapitalisierung erreicht werden solle.
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