pte20090902015 in Business

Riesiges Finanzloch bremst Entwicklungshilfe

Mittel für Familienplanung müssten sich verdreifachen - Europa überholt USA


Entwicklungshilfe nach wie vor mit großer Finanzierungslücke (Foto: aboutpixel.de, hellhunter2k)
Entwicklungshilfe nach wie vor mit großer Finanzierungslücke (Foto: aboutpixel.de, hellhunter2k)

Hannover (pte015/02.09.2009/10:15) Europa hat erstmals mehr Geld zur Entwicklungshilfe für Familienplanung und reproduktive Gesundheit bereitgestellt als die USA. Dennoch klafft in dem Bereich weiterhin eine enorme Finanzierungslücke. Wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und das Europäische Parlamentarierforum (EPF) aufzeigen, liegen die Investitionen nach wie vor weit unter dem Notwendigen, um den Finanzbedarf für Bevölkerungsprogramme abzudecken. "Die Finanzierung von Projekten zur Familienplanung vonseiten der Industrieländer ist seit Mitte der 1990er Jahre drastisch gesunken und ganz klar unzureichend", kritisiert DSW-Sprecherin Julia Jakob im Gespräch mit pressetext.

Zwar stiegen die Beiträge der EU 2006 um rund 600 Mio. Dollar, womit sie sich insgesamt auf rund 2,7 Mrd. Dollar beliefen. Gleichzeitig reduzierten die USA ihre Zahlungen jedoch etwa um den gleichen Betrag. Dabei schätzen die Vereinten Nationen den globalen Bedarf bis 2015 allein in dem Bereich auf knapp 70 Mrd. Dollar. Ein Drittel davon müssten von den Geberländern und zwei Drittel von den Entwicklungsländern selbst aufgebracht werden. Angesichts des Gesamtbeitrags der Industriestaaten von zuletzt insgesamt 7,38 Mrd. Dollar müssten sich die Zuschüsse für Familienplanung und reproduktive Gesundheit mehr als verdreifachen.

Besonders in Hinblick auf die explodierende Bevölkerungsentwicklung in der Dritten Welt wachse der Bedarf an einem Zugang zu Aufklärung und Verhütungsmitteln. So hat etwa Afrikas Bevölkerung vor wenigen Wochen die Ein-Mrd.-Marke überschritten und steuert rasant auf die zweite Mrd. zu (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090812032/). Dabei werden in Entwicklungsländern jährlich rund 76 Mio. Frauen ungewollt schwanger, obwohl sich vor 15 Jahren 179 Länder im Rahmen der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo darauf verständigt hatten, bis 2015 allen Menschen Zugang zu Aufklärung, Familienplanung und reproduktiver Gesundheitsfürsorge zu ermöglichen.

Die Entwicklungshilfe-Beiträge aus Deutschland wurden im vergangenen Jahr trotz Finanzkrise zwar insgesamt erhöht. "Der Gesundheitsbereich und insbesondere Familienplanungsprogramme profitieren davon jedoch zu wenig", meint DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. In der deutschen Entwicklungszusammenarbeit habe Gesundheit noch immer einen zu geringen Stellenwert. Ohne die Gesundheit von Frauen und Müttern zu verbessern, hätten arme Länder keine Chance auf Entwicklung.

Analyse der DSW und des EPF:
http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/Euromapping2009_GE.pdf

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Manuel Haglmüller
Tel.: +43-1-811-40-315
E-Mail: haglmueller@pressetext.com
|