pte20090728036 in Business

Spritverbrauch: Galgenfrist für deutsche Autobauer

BMW und Mercedes profitieren in den USA von Sonderklausel


Deutsche Autos fallen in den USA unter Spritverbrauchs-Sonderregelungen (Foto: Daimler)
Deutsche Autos fallen in den USA unter Spritverbrauchs-Sonderregelungen (Foto: Daimler)

Washington/Frankfurt (pte036/28.07.2009/17:15) Das Weiße Haus plant eine Spritverbrauch-Sonderregelung für kleinere Autobauer, die besonders deutschen Premium-Herstellern wie Daimler http://www.daimler.com und BMW http://www.bmw.com entgegenkommen soll. Es ist angedacht, dass Erzeuger, die in den Vereinigten Staaten jährlich weniger als 400.000 Autos verkaufen von den strengen Effizienzrichtlinien, die von der US-Umweltbehörde im Lauf dieses Jahres noch offiziell zur Abstimmung gebracht werden, teilweise ausgenommen werden. Neben deutschen dürften auch andere in den USA wenig verbreitete Marken wie Suzuki und Mitsubishi von der Klausel profitieren. Die Sonderregelung soll die nächsten vier Jahre für einen begrenzten Prozentsatz des Verkaufsvolumens betroffener Hersteller Gültigkeit haben.

"Wenn die Firmen von diesen Klauseln abhängig bleiben sollten, werden sie Lobbyisten anheuern und politischen Druck ausüben, um Verlängerungen zu erwirken", zeigt sich John Graham, der in der Bush-Regierung an Ausschüssen zu Auto- und Treibstoffwirtschaft beteiligt war, skeptisch. Schon in den Jahren 2007 und 2008 erhielten die USA 76 Mio. Dollar an Strafzahlungen wegen Verstößen gegen Spritverbrauchsrichtlinien von deutschen Autobauern. Die betroffenen Hersteller bezeichneten die Regelungen stets als unfair. Das Dilemma bestehe darin, dass die Verbrauchsgrenzwerte in den Vereinigten Staaten als Durchschnittswert der gesamten Produktpalette festgelegt werden. So muss nun bis 2016 das US-Sortiment aller nicht durch Ausnahmeregelungen geschützter Autohersteller einen Durchschnittsverbrauch von maximal 6,6 Liter auf hundert Kilometer aufweisen. Große Hersteller wie Toyota erreichen diesen Wert durch breitere Produktpaletten und hohe Verkaufszahlen in der sparsamen Kompaktklasse leichter als Oberklasse-Spezialisten.

"Unsere Autos sind schon heute effizienter als viele amerikanische oder asiatische. Deshalb steigen trotz Krise auch die Marktanteile deutscher Hersteller in den USA", so Eckehart Rotter, Sprecher des Verbands der Automobilindustrie http://www.vda.de , im pressetext-Gespräch. Man dürfe hinsichtlich der Effizienz nicht nur die verbrauchsintensivere Oberklasse betrachten. Man müsse auch die Mittel- und Kompaktklasse berücksichtigen. Der Marktanteil deutscher Autobauer in der Oberklasse liege bei 43 Prozent, am gesamten US-Automarkt konnte man 2008 rund sieben Prozent verbuchen. Eine Steigerung von einem Prozent gegenüber 2007.

Die Meinungen über die Klausel gehen auseinander. Während man sie bei Mercedes Benz als angemessene Reaktion auf das durch bessere Motoren, mehr Elektronik und Sicherheitsfeatures bedingte hohe Gewicht und den daraus resultierenden höheren Verbrauch begrüßt, stoßen die Ausnahmeregelungen bei US-amerikanischen Experten auf Widerstand. David Cole vom Center of Automotive Research der Universität Michigan bezeichnet es als "offensichtlichen Wettbewerbsvorteil" für deutsche Hersteller. Vorteile durch die Verbrauchs-Sonderregelung sieht VDA-Sprecher Rotter nicht. "Es ist viel mehr so, dass aufgrund der Preisobergrenzen-Regelung, die bei der amerikanischen Umweltprämie zum Einsatz kommt, billigere Mitbewerber aus den USA und Asien bevorzugt und deutsche Autobauer diskriminiert werden", sagt er. Die Effizienz deutscher Autos wolle man durch Verbesserungen im Motorenbereich und die Einführung noch sparsamerer Diesel weiterhin forcieren.

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