pte20090326017 in Business

Lkw-Markt: MAN greift Daimler in Südamerika an

VW-Chefaufseher Piëch plant mit Scania schlagkräftige Allianz


MAN gibt sich trotz Absatzkrise angriffslustig (Foto: pixelio.de, Andreas Müller)
MAN gibt sich trotz Absatzkrise angriffslustig (Foto: pixelio.de, Andreas Müller)

München/Frankfurt am Main (pte017/26.03.2009/11:15) Der deutsche Lkw-Hersteller MAN http://www.man.de will bis zu 330 Mio. Euro in seinen brasilianischen Produktionsstandort stecken und dem Erzrivalen Daimler http://www.daimler.de damit die Marktführerschaft in Lateinamerika streitig machen. Wie das Handelsblatt heute, Donnerstag, unter Berufung auf MAN-Unternehmenskreise schreibt, habe Brasilien bei den Investitionen die höchste Priorität und sei vom beschlossenen Sparprogramm über 500 Mio. Euro ausgeschlossen. Das Ziel des MAN-Managements soll sein, zu allererst eine neue Motorengeneration einzuführen - später sollen neben VW-Trucks auch MAN-Lkws in Südamerika mit Daimler wettstreiten. Die Börsianer quotieren die Pläne positiv. Bei Redaktionsschluss der Meldung (10:43 Uhr) notiert die MAN-Aktie mit 0,86 Prozent im Plus bei 32,81 Euro.

"Nur weil derzeit die Krise existiert, heißt das nicht, dass man sich nicht Konkurrenz machen kann. Dass MAN nach dem Kauf des 1,2 Mrd. Euro teuren VW-Werks in Brasilien weiter in die Entwicklung von Motoren investieren will und sich somit selbst beliefert, war abzusehen", erklärt Hermann Reith, Analyst bei der deutschen Privatbank BHF http://www.bhf-bank.com , im pressetext-Gespräch. Laut dem Fachmann ist Volkswagen nun komplett aus dem schweren Lkw-Segment heraus und überlässt den darauf spezialisierten Schwergewichten das Geschäft. Diese Einschätzung stützt sich auf die Sicht anderer Branchenbeobachter, die Brasilien als das Testfeld weitreichender Lkw-Allianzen sehen. "Abzuwarten bleibt aber, ob VW-Chefaufseher Piëch 2009 einen Anlauf unternehmen wird, MAN und Scania in eine enge Partnerschaft zu führen", so Reith weiter. Unter der VW-Führung könnte demnach eine Allianz entstehen.

Piëchs Pläne könnten aufgehen. Schließlich verfügt VW bei MAN über eine Sperrminorität und bei Scania http://www.scania.com über die Mehrheit (70 Prozent). Hinzu kommt, dass der VW-Manager auch Aufsichtsratschef bei MAN ist. Wegen des massiven Rückgangs bei Neubestellungen, die im Schlussquartal 2008 bei den meisten Herstellern nahezu auf null gesunken sind, scheint die vom MAN-Vorstandsvorsitzenden Hakan Samuelsson angepeilte Mindestrendite von 6,5 Prozent nicht mehr zu halten (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/081203028/). "Das war der Plan für einen normalen Abschwung bei Rückgängen zwischen 15 bis 20 Prozent. Im Rahmen der massiv veränderten Rahmenbedingungen kann daran nun nicht mehr festgehalten werden", sagt Reith gegenüber pressetext. Da die Absatzsituation für die Hersteller immer schwieriger wird, investiert man vor allem in Wachstumsmärkte wie Indien, China oder Osteuropa.

In der brasilianischen Fabrik werden die VW-Modelle Delivery und Worker sowie der Truck Constellation gefertigt. 2008 stellte VW 56.000 Trucks und Busse in dem Werk her, wobei vier von fünf Fahrzeugen in Brasilien verkauft werden. Trotz günstiger Ausgangslage für die Münchner in Brasilien dominiert Daimler die übrigen Märkte Lateinamerikas. Das moderne brasilianische Werk trägt für MAN mit dazu bei, dass die weltweite Produktionskapazität um ein Drittel gesteigert werden kann. Bei Daimler gibt man sich hingegen betont gelassen: "Die beiden Konkurrenten (MAN, VW) sind in Brasilien erst einmal mit sich selbst beschäftigt", lässt sich Daimler-Nutzfahrzeugchef Andreas Renschler zitieren. Trotzdem läuft das Geschäft in Südamerika immer noch besser als in Europa. Die Kapazität der europäischen Lkw-Industrie dürfte mit 440.000 Einheiten 2009 nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft werden.

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