Tagesrhythmus des Pandabären erstmals erforscht
Kenntnis der inneren Uhr ermöglicht bessere Tierpflege
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Wenn sie nicht schlafen, sind Pandas stets beim Fressen (Foto: Universität Wien/Jutta Kirchner) |
Wien (pte028/18.03.2009/12:45) Erstmals ist es gelungen, durch genaue Beobachtung der Wach- und Schlafzeiten des großen Pandas Aktivitätsmuster des Tieres zu dokumentieren. Martina Pertl vom Department für Evolutionsbiologie der Universität Wien http://www.univie.ac.at/evobio hat dieses Vorhaben zum Thema ihrer Dissertation gemacht. Sie analysiert Videoaufzeichnungen der ersten beiden Lebensjahre eines Pandajungen. "Solange keine anderen Verhaltensänderungen erfolgen, können Tierpfleger Unregelmäßigkeiten im Tagesrhythmus der Pandas oft nicht feststellen. Diese Störungen geben aber erste Hinweise darauf, dass es einem Tier schlecht geht, und führen oft zu höherem Stress und Belastung des Immunsystems", so Pertl im pressetext-Interview.
Da Pandas in freier Wildbahn bedroht und auch in Zoos sehr selten sind, hat die Sicherstellung ihres Gesundheitszustandes und die Suche nach einer möglichst artgerechten Haltung für Tiergärten große Bedeutung. Europa verfügt bloß über sechs Pandas. "Drei Tiere leben in Wien, einer in Berlin, zwei in Madrid. Gemeinsam mit den Pandas aus den Tiergärten Chinas, Japans, der USA und Mexikos sowie mit den in China frei lebenden Pandas kommt man auf etwa 1.500 Exemplare weltweit", so die Panda-Expertin.
Erwachsene Pandas verbringen den überwiegenden Teil ihrer zwölfstündigen Wachzeit mit Bambusfressen. "Sie fressen frühmorgens, machen mittags ein Schläfchen und widmen die Zeit von Nachmittag bis Spätabend wieder der Nahrungsaufnahme." Bei Jungtieren ist eine Zeitangabe unmöglich, berichtet Pertl. Die Forscherin beobachtet derzeit das erste halbe Lebensjahr des Pandajungen Fu Long, das im August 2007 im Tiergarten Schönbrunn http://www.zoovienna.at zur Welt kam. "In den ersten Lebenswochen hatte das Tier noch keinen festen Tagesablauf. Wie ein Menschenjunges war es auch nachts wach und wollte gesäugt werden", so Pertl. Da das Tier in den ersten sechs Lebensmonaten von den Besuchern abgeschirmt war und die Tierpfleger auch nachher kaum in seinen Tagesablauf eingegriffen hätten, sei das Pandajunge gut für Beobachtungen und Vergleiche geeignet.
Die Erhebung beruht auf kontinuierlichen Videoaufzeichnungen des Jungtiers, die Pertl derzeit im Zeitraffer analysiert. Die Verarbeitung der dabei anfallenden großen Datenmenge ist durch eine vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung http://www.izw-berlin.de entwickelte Software möglich. Die Auswertung wird Pertl noch bis 2010 beschäftigen, wobei zu Vergleichszwecken auch Beobachtungen anderer Pandas einfließen sollen. Die Studie, die die bisher umfangreichste ihrer Art darstellt, soll auch Rückschlüsse auf externe Faktoren der Panda-Tagesstruktur erlauben.
Neben den Aktivitätsmustern will die Pandaforscherin auch zeigen, wie genau bei Jungbären der Weg in die Selbstständigkeit erfolgt. "In den ersten Lebensmonaten haben Pandas den ganzen Tag über Ganzkörperkontakt zu ihrer Mutter. Das geschieht in freier Wildbahn in Baumhöhlen, in denen sich die Mütter zur Geburt zurückziehen, während man im Tiergarten Wurfboxen errichtet." Erst langsam und für wenige Minuten wagt das Tier nach Monaten erste Entfernungen von der Mutter, mit zwei Jahren gilt es als erwachsen. "Dann haben die Weibchen oft ein zweites Jungtier, und das ältere Geschwisterteil muss den engen Kontakt mit der Mutter endgültig aufgeben", so die Wiener Zoologin gegenüber pressetext.
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