pte20090303004 in Business

Globale Krise zerrt an Hoffnungsträger Indien

Schwellenland trotzt Abschwung - Langzeitfolgen verfinstern Ausblick


Bausektor stützt indische Wirtschaft (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Bausektor stützt indische Wirtschaft (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

Neu Delhi (pte004/03.03.2009/06:15) Während die Welt angesichts der Finanzkrise mit der Rezession ringt, wächst Indiens Wirtschaft weiter. Das Schwellenland widersetzt sich dem globalen Abschwung bisher erfolgreich. Zwar bleibt auch Indien von der weltweiten konjunkturellen Entwicklung nicht unberührt und verzeichnet etwa bei Exporten den größten Einbruch seit mehr als zehn Jahren. Zudem haben zuletzt die Agrarwirtschaft sowie die verarbeitende Industrie gelitten. Im Gegensatz zu anderen Staaten und Schwellenländern weist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volkswirtschaft dennoch nach wie vor ein Plus auf. Im dritten Quartal des laufenden Fiskaljahres legte die indische Wirtschaft um 5,3 Prozent zu. Der Ausblick sieht jedoch nicht nur positiv aus.

"Die Auswirkungen der Weltkonjunktur erreichen die Schwellenländer zeitverzögert", hatte Peter Westerheide, stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung http://www.zew.de , im Gespräch mit pressetext angekündigt. Indien dürften die globalen Auswüchse der Wirtschaftskrise mitunter aufgrund von Mio. im Ausland beschäftigten Arbeitnehmern nun doppelt hart treffen. Während die Arbeiter bisher jährlich über 20 Mrd. Dollar nach Indien schickten, steigt die Arbeitslosigkeit nunmehr besonders im Nahen Osten. Dadurch knickt der Geldfluss aus dem Ausland ein, was sich negativ auf die indische Konjunktur durchschlägt.

Dass das BIP trotz Wachstum für Indien die schwächste Leistung seit 2003 darstellt, kann Vorbote für weitere wirtschaftliche Schwierigkeiten sein. Im vorhergehenden Quartal war die Wirtschaft noch um 7,6 Prozent gewachsen. Experten orten in den Stützungsmaßnahmen der indischen Regierung in Form von Finanzspritzen zur Ankurbelung der Konjunktur sowie Steuerkürzungen zudem Langzeitrisiken für die indische Wirtschaft. Zwar verfüge die indische Zentralbank noch über einen Handlungsspielraum, die Zinssätze zu senken und den Kapitalfluss zu erleichtern. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat den Langzeit-Ausblick für Indiens Wirtschaft angesichts der hohen Regierungsausgaben dennoch auf "negativ" gesenkt, was sich entsprechend auf den Status als sicheres Anlageland auswirken kann.

In den Bereichen Bergbau und Bauwirtschaft wird die indische Wirtschaft derzeit noch von starken Wachstumsraten getragen. Dabei profitiert das Land bislang von einem protektionistischen System, hohen bürokratischen Hürden und einem weitgehend unabhängigen Finanzmarkt. Einem Bericht der New York Times zufolge hat die indische Zentralbank auf erste Anzeichen der Krise zudem bisher schnell und wachstumsfördernd reagiert. Mittlerweile zeichne sich allerdings ein wachsender Einfluss der Nachfrage aus dem europäischen, asiatischen und US-amerikanischen Ausland ab. Daher ist der Kapitalzufluss nach Indien im Verlauf der Wirtschaftskrise zunehmend ausgetrocknet. Das Haushaltsdefizit soll sich im nächsten Fiskaljahr auf 11,4 Prozent vom BIP verdoppeln und sei mittelfristig untragbar.

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