pte20080825024 in Leben

Kupfergriffe lassen Bakterien sterben

Feldversuch in Krankenhaus zeigt erstaunliche Wirksamkeit


Kuperbeschläge lassen Bakterien sterben (Foto: Asklepios Kliniken Hamburg)
Kuperbeschläge lassen Bakterien sterben (Foto: Asklepios Kliniken Hamburg)

Hamburg/Halle (pte024/25.08.2008/13:50) Forscher der Asklepios Klinik Hamburg http://www.asklepios.com und der Martin-Luther-Universität Halle http://www.uni-halle.de haben nachgewiesen, dass Kupferbeschläge an Krankenhaustüren die Zahl der gefährlichen Mikroben erheblich senkt. "Binnen einer Minute sind die Bakterien tot", erklärt Dietrich H. Nies, Leiter des Instituts für Biologie an der Uni Halle, im pressetext-Gespräch. Objekt der Begehrlichkeiten der Forscher waren antibiotika-resistente Bakterien (MRSA), die jährlich für 50.000 Tote in Europa verantwortlich sind. "Das Problem ist, dass diese Bakterien nicht nur im Krankenhaus auftreten, sondern oftmals bereits von außen eingeschleppt werden", fährt Nies fort. Klassische Hygienemaßnahmen würden nicht ausreichen, um die weitere Verbreitung der MRSA im Krankenhaus zu stoppen.

Auf Grundlage einer US-amerikanischen Studie haben die Wissenschaftler in der Hamburger Asklepios Klinik eine Station mit Kupfertürbeschlägen versehen. "Der Kampf gegen hochresistente Erreger ist mit den bisherigen Mitteln wie dem Einsatz immer neuer Antibiotika und intensiver Desinfektionsmaßnahmen nicht zu gewinnen. Wir müssen neue Wege gehen, um das Gefahrenpotenzial für unsere Patienten zu reduzieren", erläutert Jörg Braun, Chefarzt der I. Medizinischen Abteilung der Asklepios Klinik, die Beweggründe für den Feldversuch. Die ersten Tests seien dabei hoch erfolgreich verlaufen. Bis zu 99,9 Prozent aller Bakterien seien binnen weniger Minuten eliminiert worden.

"Es ist aber sicher nicht notwendig und sinnvoll, jede Abteilung im Krankenhaus mit Kupferbeschlägen auszustatten", meint Nies. Denn die MRSA würden vor allem für Patienten gefährlich werden, die ein schwaches Immunsystem haben. "Auf Krebs- oder AIDS-Stationen wäre der Einsatz sicher sehr angebracht", so Nies weiter. Er schränkt jedoch ein, dass das reine Anbringen derartiger Bleche keinen langfristigen Nutzen haben würde. "Die Platten müssen sehr regelmäßig geputzt werden, denn ansonsten nimmt ihre antibakterielle Wirkung aufgrund von Schweiß und Fett, das an den Türgriffen haften bleibt, schnell ab", so der Biologe weiter. Führ ihn darf der Einsatz von Kupferplatten aber nur "ein Eisen im Feuer" sein. "Bakterien brauchen maximal zehn Jahre, bis sie sich einem neuem Antibiotikum angepasst haben", erklärt der Professor. Von daher fordert Nies seine Kollegen auf, Antibiotika sinnvoll und in Maßen einzusetzen, so dass die Bakterien länger brauchen, um resistent zu werden. "Zudem müssen wir weiterhin daran arbeiten zu verstehen, wie Bakterien es schaffen, resistent gegen Antibiotika zu werden." Denn dies sei bisher kaum geklärt.

Dass es sich bei den MRSA nicht um eine Bagatelle, sondern um ein ernsthaftes Problem handelt, zeigt eine Schätzung des Europäischen Zentrums für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) http://www.ecdc.eu.int . Demnach treten in deutschen Krankenhäusern jährlich mehr als eine halbe Mio. so genannter nosokomialer - also in der Klinik erworbener - Infektionen auf. Europaweit sind es nach Angaben des ECDC drei Mio. Fälle, wovon 50.000 tödlich verlaufen. Eine besonders große Gefahr gehe dabei von Antibiotika-resistenten Keimen wie MRSA aus.

Neben der zum Teil lebensbedrohlichen Gefahr für die Patienten kommt noch ein enormer wirtschaftlicher Schaden hinzu, der allein in Deutschland in die Milliarden geht. Für die USA gibt es eine Einschätzung des Centers for Disease Contral (CDC) http://www.cdc.gov , wonach nosokomiale Infektionen Kosten von mehr als 4,5 Mrd. Dollar verursachen.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
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