Ein Rollstuhl lernt Treppensteigen
Leistbare Alternative für Betroffene in Aussicht gestellt
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Neuartiger Hubmechanismus entwickelt (Foto: uni-hannover.de) |
Hannover (pte030/21.09.2007/13:50) Das Mechatronik-Zentrum der Leibniz Universität Hannover http://www.ifr.uni-hannover.de hat einen Rollstuhl-Protoyp entwickelt, der Treppen überwinden kann. Im Gegensatz zu existierenden, technisch hochkomplexen Lösungen soll der anvisierte Elektro-Rollstuhl deutlich günstiger zu erwerben und damit für alle Betroffenen leistbar sein. Neben den technischen Raffinessen, wie einfache taktile Sensoren sowie der Einsatz eines elektrischen Kurbelmechanismus, soll die Hebehilfe zudem ohne fremde Hilfe funktionieren und dem Insassen uneingeschränkte Bewegungsautonomie gewährleisten.
"Unser Prototyp zeichnet sich dadurch aus, dass er in erster Linie als gewöhnlicher Rollstuhl fungiert und vom Preis her nicht erheblich mehr kosten darf als ein herkömmliches Gerät", erklärt der Projektverantwortliche Holger Blume von der Leibniz Universität Hannover im pressetext-Interview. Besonderes Augenmerk haben die Wissenschaftler auf die statische Stabilität des Rollstuhls gelegt. Bei herkömmlichen Lösungen werden die elektronisch steuerbaren Geräte zumeist mit doppelten Motoren und redundanten Elektronikbauteilen ausgestattet, um beim Ausfall eines Systems die Stabilität des Rollstuhls dennoch zu gewährleisten. Beim nun entwickelten Prototyp ist durch die zum Einsatz kommende Hebetechnik die Stabilität hingegen zu jedem Zeitpunkt gegeben. Auf die teuren Zusatzbauteile kann folglich verzichtet werden.
In ebener Umgebung bewegt sich der Rollstuhl energiesparend wie ein herkömmlicher elektrischer Rollstuhl. Stößt der Kontaktbügel an eine Treppenstufe, läuft der Mechanismus automatisch ab. Für den Hebevorgang kommt ein effizienter Hubmechanismus zum Einsatz, bei dem die Räder des Fahrstuhls mit Kurbeln hochgedrückt werden. Zur Steuerung reichen einfache taktile Sensoren aus, eine Kombination aus Kontaktschaltern und Ultraschallsensoren identifiziert die Stufenhöhe. Beim Treppenaufstieg erkennt ein Kontaktbügel die Annäherung an die Stufenkante. So ist der Rollstuhl in der Lage, die Last einer Person über Treppen mit unterschiedlichen und unbekannten Abmessungen der Stufenhöhe und -tiefe zu transportieren. Die Sitzfläche, die mit einem Schwenkarm befestigt ist, soll dabei waagerecht bleiben und nicht kippen.
Blume zufolge ist der Rollstuhl vor allem für das Überwinden einzelner Stufen oder Stufengruppen prädestiniert. "Für ganze Stockwerke ist der Mechanismus wohl zu langsam. Bei einzelnen Stufen oder Randsteinen, auf die Rollstuhlfahrer immer wieder in ihrem täglichen Leben stoßen, funktioniert das System allerdings sehr gut, ohne dass die Insassen auf fremde Hilfe angewiesen sind", so Blume gegenüber pressetext. Wann und ob der Rollstuhl kommerziell produziert werden kann, steht derzeit allerdings noch in den Sternen. Die Universität hofft nun, Industriepartner zu finden, die dem kostengünstigen Elektrorollstuhl bald zum Durchbruch verhelfen.
Ausführliche Informationen und Bildmaterial zum Projekt finden sich unter http://www.ifr.uni-hannover.de/lehre_det.php?lehid=90&lng=ger&mitid=66 .
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