pts20070724031 Forschung/Entwicklung, Unternehmen/Wirtschaft

Biotechnologie-Industrie wehrt sich gegen Gentechnikgesetz

Politik verhindert Entwicklung des innovativen Mittelstands auf dem Gebiet der Pflanzenbiotechnologie


Berlin (pts031/24.07.2007/17:00) Der Wirtschaftsverband der Biotechnologie-Branche, BIO Deutschland e.V., äußert sich entschieden gegen die heute auf einer Pressekonferenz in Berlin verkündeten Pläne des Bundeslandwirtschaftsministeriums, die Bedingungen für die Pflanzenbiotechnologie zu verschärfen.

Horst Seehofer, Bundeslandwirtschaftsminister, und Ulrich Kelber, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion stellten heute in Berlin die politische Einigung bei der Novellierung des Gentechnikgesetzes rund 50 Journalisten vor. "Damit verhindern CDU/CSU und SPD de facto den Anbau biotechnologisch gezüchteter Pflanzen in Deutschland und bilden eine politische Front gegen Innovationen auf diesem Gebiet", sagte Dr. Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland und Vorstand der MediGene AG in Martinsried. Es sei leicht, Gesetze und Regularien so zu formulieren, dass man möglichst viele ausgrenzen und möglichst wenige teilhaben lassen kann. Damit schade Seehofer dem innovativen Mittelstand in Deutschland. "Denn je komplexer und aufwändiger die Regeln sind, die beachtet werden müssen, desto wahrscheinlicher haben besonders die hiesigen und vor allem die kleinen Firmen im Markt keine Chance", so Heinrich weiter.

"Abstandstands-, Transparenz- und Haftungsregelungen, wie sie im Entwurf der vorgestellten Gesetzesnovelle vorgeschlagen werden, ermöglichen nicht die Koexistenz, sondern verhindern sie, weil sie die Anwendung stigmatisieren", kommentiert Heinrich Seehofers Ausführungen weiter, "dann nützt auch die Forschungsförderung nichts, denn nur die Anwendung macht aus einem wissenschaftlichen Ergebnis eine Innovation 'made in Germany'."

Seehofer plant bei der Novellierung des Gentechnikgesetzes (GenTG), die Anfang August vom Kabinett verabschiedet wird, Landwirten und Saatzuchtbetrieben so viele Hindernisse in den Weg zu stellen, dass diese kaum die Entwicklung dieser Zukunftstechnologie vorantreiben können. Der zuerst vom Ministerium geplante Mindestabstand von 150 Metern zwischen gentechnisch gezüchteten und ökologisch angebauten Pflanzenfeldern soll nun 300 Meter betragen. Darüber hinaus sieht das neue Gesetz unter anderem vor, dass wer gentechnisch gezüchtete Pflanzen anbauen will, sich in punkto Anbauabstand mit seinem Nachbarn abstimmen soll. Kommt es zu einer Einigung der Nachbarn, muss diese schriftlich angezeigt werden. "Ein erstaunlich aufwändiges Verfahren, bedenkt man, dass weltweit auf mittlerweile über 550 Mio. Hektar (h) praktische Erfahrungen mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen über einen Zeitraum von zehn Jahren gesammelt wurden." so Dr. Jens Katzek, BIO Deutschland-Vorstandsmitglied. Gleichzeitig fehle in dem politischen Kompromiss jedes Signal in Richtung der Feldzerstörer, erklärt Katzek weiter. "Diese können auch in Zukunft die Existenzgrundlage der Landwirte zerstören, ohne ernsthaft belangt zu werden", sagt er.

Damit begehen der Minister und seine Mitstreiter den gleichen Fehler, den Deutschland in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bei der medizinischen Biotechnologie gemacht hat: 1978 wurde erstmals Humaninsulin im Labor biotechnologisch hergestellt, bereits 1982 begann die Vermarktung in den USA - mit dem entsprechenden Nutzen für die Patienten, die nun die nebenwirkungsärmere Medikation nutzen konnten, Doch Deutschland sperrte sich gegen die neue Technologie 20 Jahre lang. Erst 1998 konnte bei Frankfurt die erste Produktionsstätte für Humaninsulin vom damaligen Chemie-Konzern Hoechst in Betrieb genommen werden. Bis heute hat der innovative Biotech-Mittelstand Deutschlands den Abstand zu den technologiefreundlicheren Ländern nicht einholen können.

Download: Stellungnahmen
Eine Stellungnahme der BIO Deutschland zum Referentenentwurf zur 5. Novelle des Gentechnikgesetzes sowie zum Entwurf einer Verordnung über die gute fachliche Praxis bei der Erzeugung gentechnisch veränderter Pflanzen (Gentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnung - GenTPflEV) finden Sie unter http://www.biodeutschland.org/position/position.php

Über BIO Deutschland:
Die Biotechnologie-Industrie-Organisation Deutschland (BIO Deutschland), mit mehr als 160 Mitgliedern - Unternehmen, BioRegionen und Branchen-Dienstleister - und Sitz in Berlin, hat sich zum Ziel gesetzt, in Deutschland die Entwicklung eines innovativen Wirtschaftszweiges auf Basis der modernen Biowissenschaften zu unterstützen und zu fördern. Dr. Peter Heinrich (Vorstandsvorsitzender der MediGene AG) ist Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland. Weitere Informationen unter: http://www.biodeutschland.org

Fördermitglieder der BIO Deutschland sind:
berlinbiotechpark GmbH, CMS Hasche Sigle, DZ Bank AG, EBD Group, Ernst & Young AG, Hogan & Hartson Raue LLP, KPMG AG, Ray & Berndtson GmbH, TVM Capital GmbH, UBS Wealth Management AG und VISCARDI AG.

Kontakt:
BIO Deutschland e.V.
Dr. Pablo Serrano
Tegeler Weg 33 / berlinbiotechpark
10589 Berlin
Tel.: +49-(0)-30-264840-87, Fax: -88
E-Mail: info@biodeutschland.org
Abdruck honorarfrei, Beleg erbeten.

(Ende)
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