pte20070620042 in Business

Heftige Kritik an Phion-Börsegang

Experten: 100 Prozent Exit von Capexit schlechtes Zeichen für den Markt


phion-Chef Wieland Alge hofft auf Gelingen des Börsegangs (Foto: fotodienst.at)
phion-Chef Wieland Alge hofft auf Gelingen des Börsegangs (Foto: fotodienst.at)

Wien (pte042/20.06.2007/15:55) Für den 4. Juli ist der Börsegang des IT-Security-Spezialisten Phion AG http://www.phion.at geplant. Bereits im Vorfeld gibt es heftige Kritik von Finanz- und Industrieexperten an der Strukturierung und Bewertung des Software-Unternehmens. Insider kritisieren gegenüber pressetext die Doppelrolle der Erste Bank als Haupt-Sponsor der Capexit und Lead Manager des IPO.

"Dass einem Venture-Capital-Unternehmen im Rahmen eines IPOs ein 100 Prozent Exit ermöglicht wird, sollte jeden zukünftigen Aktionär in Alarmbereitschaft versetzen. Wenn Capexit an Phion glaubt, warum verkauft der Fonds dann jetzt schon alle Aktien?", fragen sich die Experten. "Man fühlt sich an die schlimmsten Zeiten der Dotcom-Blase erinnert."

Im Mittelpunkt der Kritik steht auch die Bewertung des Unternehmens, die laut offiziellem Börseprospekt bei fünf bis sechs Mal Umsatz bzw. dem 48- bis 57-fachen des EBITDAs liegt. Realistisch aus Expertensicht seien zwei - 3,5 Mal Umsatz und maximal das Zehn- bis 15-fache des EBITDAs. Phion sei zwar ein tolles Wachstumsunternehmen, aber die Zukunftsphantasien würden bei einer solchen Bewertung bereits vom VC-Fonds Capexit in voller Höhe abkassiert, meinen Insider. Phion brauche keine 13 bis 17 Mio. Euro, um seine Wachstumsstrategie umzusetzen.

Laut pressetext-Informationen hat das Unternehmen über 1,5 Mio. Euro an Barmitteln und im vergangenen Geschäftsjahr 750.000 Euro an Free Cashflow (nach Investitionen) generiert. Hätte Phion schneller wachsen können, wäre dies durchaus auch ohne IPO möglich gewesen, sagen Finanzexperten. Bei IT-Unternehmen wie Phion sei das Wachstum eher von der Qualität der Mitarbeiter in Technik und Vertrieb abhängig als von zusätzlichen Geldmitteln.

"Web 2.0 ist gut und schön und Sicherheit bestimmt wichtig, aber Phion ist im Moment lediglich ein Nischenplayer in diesem Bereich." Die Warnung der Finanzexperten gilt potenziellen Kleinanlegern, die sich mit Phion-Papieren eindecken wollen. Die Aktie sei hochspekulativ und bestenfalls für Profis interessant. Erste Bank und Capexit hätten besser nur neue Aktien ausgeben sollen, meint ein Experte. Die jetzige Struktur des IPOs schade dem Wiener IPO-Markt.

Auch in Analystenkreisen gilt die Bewertung des geplanten Börsegangs als "ambitioniert". Die Wachstumsaussichten des Unternehmens und des Marktes spiegelten sich im Preis wider, so die Analystenmeinung. Der Anleger kaufe in diesem Fall eher die Story als konkrete Zahlen, Garantien gebe es sowieso nicht. Allerdings wird das Wachstumspotenzial des Marktes insgesamt als hoch eingeschätzt.

(Ende)
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