pte20070516004 Unternehmen/Wirtschaft, Forschung/Entwicklung

Ingenieurmangel kostet deutsche Wirtschaft 3,5 Mrd. Euro

Dezentrale Bildungshoheit der Länder blockiert effektive Besserung


Deutschland gerät durch Fachkräftemangel unter Druck
Deutschland gerät durch Fachkräftemangel unter Druck

Köln (pte004/16.05.2007/06:30) Trotz der anhaltenden Aufschwungphase in Deutschland kann das Land nur in begrenztem Ausmaß den Anforderungen der Wirtschaft mit einer ausreichenden Anzahl von Ingenieuren nachkommen. Dies ist das Ergebnis einer gestern, Dienstag, präsentierten Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) http://www.iw-koeln.de , wonach jedes sechste deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr gravierende Probleme bei der Rekrutierung von Ingenieuren hatte. In Summe konnten die Betriebe knapp 48.000 offene Vakanzen aufgrund eines Mangels an Bewerbern nicht besetzen. "Seit Jahren sind wir in Deutschland mit dem Problem konfrontiert, dass die ausbildenden Hochschulen gerade so viel Absolventen hervorbringen, wie für die natürliche Fluktuation nötig sind", kommentiert Oliver Koppel, Referent für Innovationsökonomie am IW, im pressetext-Interview.

Die Zahlen verdeutlichen den volkswirtschaftlichen Gesamtschaden für den Standort Deutschland. So errechnete das IW, dass der deutschen Wirtschaft dadurch mindestens 3,48 Mrd. Euro an Wertschöpfung pro Jahr verloren gehen. Legt man den aktuellen Wirtschaftsboom zusammen mit dem Ingenieurmangel in die gleiche Wagschale, folgen bereits jetzt schon Probleme, das Wachstum der deutschen Wirtschaft zu befriedigen, erklärt Koppel. Regional verteilt ist das Problem derzeit am offensichtlichsten in Baden-Württemberg, wo mehr als 12.000 Ingenieurplätze nicht besetzt werden konnten. Allein dort, in Bayern sowie in Nordrhein-Westfalen wurden 2006 rund zwei Drittel aller bundesweit freien Ingenieurstellen gemeldet.

"Eines der Hauptprobleme für diese Misere liegt nach wie vor in der dezentralen Bildungshoheit der Länder, die keine konzentriert übergreifenden, langfristigen Planungen möglich machen", betont der Experte des IW. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands entstünde somit eine nachteilige Ausgangssituation. Skandinavische Länder wie Finnland oder Schweden sind in dieser Hinsicht bereits seit Jahren tatsächlich viel effektiver. Im direkten Vergleich mit finnischen und schwedischen Unternehmen kommen bezogen auf die Anzahl der Beschäftigten bis zu dreimal so viele Ingenieure. Als weitere Ursache für den deutschen Mangel an "hellen Köpfen" sieht Koppel den Umstand, dass Ingenieurstudien objektiv betrachtet fachlich schwieriger sind als geisteswissenschaftliche Ausbildungszweige.

Dies scheint sich darin zu bestätigen, dass in Deutschland nur zwei von drei angehenden Ingenieuren auch tatsächlich erfolgreich abschließen. Hinzu kommt, dass nur rund 20 Prozent der Studienanfänger weiblich sind. Einen besonderen Mangel an Ingenieuren verbuchen vor allem forschungs- und wissensintensive Dienstleistungsbranchen. Wichtige, jedoch immer häufiger fehlende Patente wirken sich aufgrund des Fachkräftemangels in der Bundesrepublik somit zunehmend als Hemmschuh aus. "An den Verdienstmöglichkeiten für Ingenieure (60.000 Euro im Jahr) kann es bei den rosigen Vollbeschäftigungsaussichten jedenfalls nicht liegen. Einer hohen Arbeitsnachfrage steht folglich ein knappes Angebot gegenüber", so Koppel abschließend.

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