pte20070326003 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Rauer Umgangston dominiert Web 2.0

Anonymität lässt viele ihre Manieren vergessen


Berlin (pte003/26.03.2007/06:15) Die Online-Communities des Web 2.0 haben anscheinend zu einer Verrohung der Sprache in Blogs, Foren, Podcasts, YouTube-Videos und E-Mails geführt, berichtet die Zeitung "Die Welt". Beleidigungen, Spott, Verleumdungen und Lügen sind alltäglich geworden auf Seiten, wo User den Inhalt selbst erstellen. Das ist wohl eine Folge der Hierarchienlosigkeit des Netzes. Im Internet kann sich jeder Gehör verschaffen und es entsteht ein neues Bewusstsein, das kaum Regeln unterworfen ist. Gleichzeitig wird die digitale Öffentlichkeit auch immer mächtiger. In den USA spielen politische Weblogs bereits eine gewichtige Rolle in Wahlkämpfen. Manche Blogger heizen jedoch nicht nur Debatten an, sondern haben bereits Politiker-Karrieren beendet und Skandale enthüllt.

Wie wenig im Internet auf gesellschaftliche Konventionen gehalten wird, fällt vor allem in der elektronischen Post auf. In Mails wird nicht selten ganz auf die Anrede verzichtet oder der flüchtig bekannte Empfänger einfach mit Vornamen angesprochen. Der gute alte Brief verkommt im Netz oft zu einer schnörkellosen, zweckmäßigen Kurznachricht. Hinzu kommt noch, dass E-Mails mit einem einfachen Klick verschickt sind, ohne dass sich der Absender viele Gedanken über seine Nachricht machen muss.

Letztendlich führt der egalitäre Zugang zum Internet zu einer Flut von Beiträgen, die es schwer macht, Relevantes herauszufiltern. "In diesem Medium verlieren die Beiträge von Intellektuellen die Kraft, einen Fokus zu bilden", erklärt der Soziologe Jürgen Habermas. Und auch der Stil, der öffentliche Debatten in traditionellen Medien dominiert, verliert im Netz seine Bedeutung. Harte Formulierungen haben im Internet die in Zeitungen und Fernsehen vorherrschende Höflichkeit längst abgelöst. Anonymität verführt viele zu niveaulosen Formulierungen, die sie im Alltag wohl nicht gebrauchen würden.

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