pte20060907024 in Leben

Kampusch-Interview fegt Straßen leer

ORF plant keine weiteren Interviews


Wien (pte024/07.09.2006/12:20) Der erste Fernsehauftritt von Natascha Kampusch bescherte den TV-Sendern ORF http://www.orf.at und RTL http://www.rtl.de wahre Traumquoten. Die Sendung Thema Spezial in ORF2, die das erste öffentliche Fernsehinterview des mittlerweile weltberühmten Entführungsopfers zeigte, erzielte am Mittwochabend einen Marktanteil von rund 80 Prozent. Etwa 2,5 Mio. Österreicher verfolgten das Interview mit Natascha Kampusch. Auch im Nachbarland Deutschland, wo RTL die Rechte zur exklusiven Ausstrahlung erworben hatte, war das Interesse groß. Die Sondersendung Extra Spezial, die das Gespräch mit der 18-Jährigen um eine Stunde zeitversetzt zum ORF zeigte, erreichte in Deutschland einen Marktanteil von 22,99 Prozent.

"Wir hatten zuvor keine Erwartungen an die Quoten, die sich in Ziffern formulieren lassen", erklärt RTL-Sprecher Andreas Hahm-Gerling gegenüber pressetext. Natürlich sei man aber davon ausgegangen, dass das Interesse am Fall Kampusch in Deutschland ähnlich groß ist wie in Österreich. Dies habe sich schließlich auch bestätigt, so Hahm-Gerling. Im Schnitt sahen 7,13 Mio. Zuschauer das Interview bei RTL, die Minutenspitzenwerte lagen teilweise sogar bei bis zu neun Mio. In der Gruppe der jungen Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren lag der Marktanteil bei 24,7 Prozent. Den höchsten Wert erzielte das Kampusch-Interview laut media control jedoch bei Frauen zwischen 20 und 29 Jahren. Hier erreichte Extra Spezial einen Marktanteil von 37,5 Prozent. Insgesamt saßen 0,44 Mio. Frauen aus dieser Altersgruppe ab 21.15 Uhr vor den Bildschirmen.

Wie viel Geld RTL an den ORF gezahlt hat, um den Zuschlag für die Exklusivrechte an dem Interview zu bekommen, wurde von beiden Seiten nicht öffentlich gemacht. Auf jeden Fall soll die Summe Natascha Kampusch bzw. einer von ihr geplanten Foundation zugute kommen. Der Österreichische Rundfunk will für sich keinen Nutzen aus dem Vertrieb der TV-Rechte ziehen. Das Interesse an dem ersten Interview mit Natascha Kampusch ist jedenfalls ebenso beispiellos wie ihr tragisches Schicksal selbst. Unzählige internationale Sendeanstalten seien mit dem ORF in Verhandlungen um die Rechte, bestätigt Michael Krause, mit dem Fall beauftragter Redakteur der ORF-Pressestelle, im Gespräch mit pressetext. Über finanzielle Aspekte könne und wolle man nicht öffentlich sprechen. "Teilweise sind die Verhandlungen ja noch nicht einmal abgeschlossen", sagt Krause.

Ein weiteres TV-Gespräch mit Natascha Kampusch scheint vorerst unwahrscheinlich. "Von unserer Seite ist ganz klar kein weiteres Interview geplant", erklärt Krause. Zu dem ausgestrahlten Interview habe sich Frau Kampusch selbst entschieden und den ORF als Medium ausgewählt. Beide TV-Sender, sowohl ORF als auch RTL, versuchen nach eigenen Angaben eine korrekte Rolle in dem Medienspektakel um das Entführungsopfer einzunehmen. "RTL respektiert die Grenze, die Frau Kampusch selbst setzt", so Hahm-Gerling auf Nachfrage von pressetext. RTL habe sich immer schon an die ethischen Grundsätze journalistischer Berichterstattung gehalten, so auch in diesem Fall.

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