pte20060801004 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Erhöhter PFT-Gehalt in Zuchtforellen nachgewiesen

Möglicherweise ganz Europa betroffen


(Foto: dbu.de)
(Foto: dbu.de)

Berlin/Bonn (pte004/01.08.2006/06:30) Die Landesbehörden von Nordrhein-Westfalen http://www.nrw.de haben bei Zuchtforellen aus Teichanlagen im Hochsauerlandkreis hohe Gehalte an perfluorierten organischen Tensiden (PFT) festgestellt, insbesondere an Perfluoroctansulfonsäuren (PFOS). Die untersuchten Fische wiesen bis zu 1,18 Mikrogramm PFOS pro Gramm Fleisch auf. Das ist um das 60-fache mehr als der vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) http://www.bfr.bund.de vorgeschlagene Höchstwert von 0,02 Mikrogramm pro Gramm Fleisch. "Fische mit einer derartig hohen Belastung sind nicht zum Verzehr geeignet", so BfR-Präsident Andreas Hensel. Das BfR empfiehlt deshalb, Fischfleisch mit derartigen Gehalten vorerst als nicht verzehrsfähig einzustufen.

PFT sind sehr stabile Verbindungen, die hauptsächlich in der Textilindustrie zur Herstellung atmungsaktiver Jacken und in der Papierindustrie zur Herstellung von Schmutz-, Fett- und wasserabweisenden Papieren verwendet werden. Weitere Einsatzbereiche sind die Photoindustrie, die Herstellung von Feuerlöschmitteln, Luftfahrt und Verchromung. Die prominentesten Vertreter dieser Stoffgruppe sind Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS). Diese Verbindungen konnten jetzt erstmals in Fischen nachgewiesen werden.

"Man weiß zu wenig über die Auswirkung von PFT auf die menschliche Gesundheit, um mit Bestimmtheit sagen zu können, dass es ungefährlich ist", erklärt Dirk Skutlarek des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn http://www.meb.uni-bonn.de/hygiene gegenüber pressetext. Im Rahmen wissenschaftlicher Studien konnte Skutlarek in der ersten Mai-Hälfte 2006 erhöhte Konzentrationen von PFT im Trinkwasser feststellen - Anlass für die Behörden, die Fische zu untersuchen. "Bisherige Studienergebnisse zeigen, dass PFT im Schnitt 4,5 Jahre im menschlichen Körper zirkulieren und dass die Verbindungen nur sehr langsam ausgeschieden werden." Die Verbindungen seien in hohen Konzentrationen im Blutserum und in der Leber nachweisbar.

Skutlarek kann sich vorstellen, dass die hohen PFT-Gehalte sich nicht nur auf das Hochsauerlandkreis beschränken. "Wir konnten in den Flüssen Möhne und Ruhr sowie in einigen Zuflüssen erhöhte Konzentrationen an PFT feststellen", erklärt er auf Nachfrage von pressetext. Die Quelle sei vermutlich PFT-belasteter Bioabfall, der von einem Acker abgeschwommen und so ins Oberflächenwasser geraten sei. Die Firma, die die kontaminierten Bioabfälle ausgeliefert hat, habe die Bestandteile des Abfalls europaweit bezogen. "Ein erhöhter PFT-Gehalt in Zuchtfischen könnte daher viel weiter verbreitet sein, als bisher nachgewiesen wurde", so Skutlarek abschließend.

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