pts20051114023 Unternehmen/Wirtschaft, Forschung/Entwicklung

Innovative KMU - eine unbekannte Stärke

Bilanz der diesjährigen ACR Enquete: "KMU im Brennpunkt der Innovationsanstrengungen Österreichs"


Wien (pts023/14.11.2005/13:45) Die österreichische Wirtschaft lebt von den KMU und diese überleben nur deshalb, weil sie immer wieder kleine und große Innovationsschritte setzen. Diese wichtige Dynamik erfährt eine zunehmende Beachtung seitens der Forschungsförderstellen der öffentlichen Hand, aber allzu oft gehen die Fördermaßnahmen an den Bedürfnissen und am Alltag der KMU vorbei. Nach wie vor fehlt ein Programm, das den traditionellen KMU bei ihren Innovationen hilft. So das Fazit der diesjährigen Enquete der Austrian Cooperative Research, die am 8. November 2005 in Wien stattfand und in diesem Jahr gemeinsam mit dem Rat für Forschung und Technologieentwicklung durchgeführt wurde.

Die kleinen und mittleren Betriebe - und das sind fast alle Unternehmen in Österreich - sind eine unbekannte Größe. Die gängigen Innovationserhebungen kümmern sich in der Regel nur um so genannte radikale Innovationen. Betriebe, die weniger als zehn MitarbeiterInnen haben, werden erst gar nicht mitgezählt. Damit wird auch ihr volkswirtschaftlicher Beitrag unsichtbar:

"Wir müssen leider feststellen, dass man über das Innovationsverhalten von traditionellen KMU - das ist der Tischler um die Ecke oder der spezialisierte Komponentenproduzent - nichts weiß. 86 % aller österreichischen Unternehmen, nämlich die unter zehn MitarbeiterInnen, sind bisher unerforscht geblieben. Das verblüfft angesichts des Konsenses in der Politik, dass Innovation wichtig ist und gefördert werden soll. Man weiß ja gar nicht wen man eigentlich unterstützen will," sagt Sonja Sheikh von KMU Forschung Austria in der Diskussion.

Innovation ist nicht Forschung und Entwicklung
Hinzu komme ein Missverständnis: Förderstellen seien oft zu sehr auf High-tech-Betriebe und auf "echte" Forschung und Entwicklung fixiert. Das aber können nur wenige der KMU bieten.

"Wir sind ein ganz normaler Gießereibetrieb, radikale Innovationen werden Sie bei uns kaum finden. Wenn man ein Produkt billiger anbieten kann, weil man innoviert, wenn man die Qualität verbessert oder es gelingt, schneller zu produzieren, weil man ein anderes Fertigungsverfahren entwickelt, dann ist das nicht radikal und es ist von Forschung und Entwicklung weit entfernt. Deshalb fallen wir als traditionelles Unternehmen im Low-techBereich komplett durch das Raster der Forschungsförderung, das müssen wir im Alleingang machen," fasst Michael Zimmermann, Geschäftsführer der Gießerei P&M Zimmermann GmbH, die Erfahrungen stellvertretend für die KMU zusammen.

Gesucht: Zeit, Geld und Humanressourcen
Dass sich ein Unternehmen wie Zimmermann am Markt orientiert und versucht, durch Innovationen wettbewerbsfähig zu bleiben ist normal. Dass dies meistens gelingt, beweisen 210.000 kleine und mittlere Unternehmen in Österreich. Der Weg zur erfolgreichen Innovation wird jedoch immer schwieriger. KMU haben in der Regel kein Geld und keine Zeit radikale Innovationen umzusetzen: "Es mangelt nicht an Ideen. Aber wenn eine Idee kein Kapital findet und keine Personen, die sich ihrer Umsetzung widmen können, dann landet sie in der Schublade. Die KMU haben wenig bis kein Investitionskapital. Sie können es sich schlicht nicht leisten, darauf zu warten, bis ein Förderansuchen alle bürokratischen Hürden genommen hat, um dann feststellen zu müssen, dass sie 50 % der Entwicklungskosten selbst tragen müssen," erläutert Johann Jäger, Geschäftsführer der ACR. "Wenn ein Vorhaben nicht schnell und unbürokratisch unterstützt wird, ist den KMU nicht geholfen."

Träge, High-tech-fixierte Forschungsförderung?
"Die FFG hat sicher noch einiges zu lernen," sagt Michael Binder von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). "Aber wir sind auf einem guten Weg. Immerhin sind 80 % der Kundschaft der Basisprogramme der FFG KMU und die erhalten auch 50 % der Geldmittel dieser Programme." Auch Knut Consemüller, Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung ist überzeugt, dass sich die Forschungsförderung mehr und mehr auf die KMU einstellt: "Die Strategie 2010, die der Rat vorgelegt hat, ist anwendungsorientiert und stärkt Kooperationen von Wissenschaft und Wirtschaft. Außerdem wird der Rat im Sinne der KMU Mindestanforderungen an das 7. Rahmenprogramm der EU formulieren."

Es bleibt die Frage, ob den traditionellen KMU damit schnell genug geholfen ist. Michael Zimmermann blickt eher düster in die Zukunft: "Eigentlich hat der durchschnittliche Unternehmer nur noch Zeit für das operative Geschäft." Bleibt das so, resümiert Johann Jäger, dann sind die österreichischen Betrieb nicht mehr lange wettbewerbsfähig und das ist eine Katastrophe nicht zuletzt für den österreichischen Arbeitsmarkt: "Man darf nicht vergessen: Es sind die kleinen und mittleren Unternehmen, die Beschäftigung sichern."

Hinweis für die Redaktionen

Austrian Cooperative Research (ACR) ist der Dachverband der kooperativen Forschungseinrichtungen in Österreich. ACR bündelt spezialisierte, sehr heterogene Forschungs- und Technologiekompetenzen, die vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugute kommen. Seit der Gründung 1954 ermöglicht und unterstützt ACR die Innovationsleistungen des heimischen Gewerbes und der Industrie und trägt damit zur Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft bei.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Austrian Cooperative Research (ACR)
DI Dr. Johann Jäger
Taborstraße 10/II
1020 Wien
Tel.: +43/1/219 85 73
Fax: +43/1/219 85 73 - 13
E-Mail: office@acr.at
Internet: http://www.acr.at

(Ende)
Aussender: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
Ansprechpartner: Karl Wizany
Tel.: 01/71100-5307
E-Mail: karl.wizany@bmwa.gv.at
|