EMI kauft sich bei Rap-Metal-Band Korn ein
"All inclusive"-Deal löst geteilte Reaktionen aus
Wien (pte025/15.09.2005/13:31) Die EMI Group http://www.emigroup.com , drittgrößtes Musiklabel der Welt, hat einen fünfjährigen Vertrag mit der Rap-Metal-Band Korn http://www.korn.com abgeschlossen, der in der Musikbranche für Aufsehen sorgt. EMI hat sich in dem Deal nicht nur eine Beteiligung am Verkauf der Tonträger gesichert, sondern wird über ein Viertel aller Umsätze der Band erhalten, berichtet die Los Angeles Times. Bisher war es nicht üblich, dass die Musiklabels auch an den Einnahmen der Künstler beteiligt sind, die aus dem Verkauf von Konzerntkarten, Merchandising und sonstigen Lizenzverträgen stammen. Einige sehen in dem Vertrag ein Schritt in Richtung dringend gesuchter neuer Geschäftsmodelle in der Musikindustrie, andere wiederum fürchten um die Unabhängigkeit der Künstler.
"Das ist die Richtung, in die sich das Musikgeschäft bewegt", sagte David Munns, CEO von EMI Nordamerika, zu dem Deal. Einige sehen in dem Vertrag tatsächlich ein mögliches neues Geschäftsmodell für die mit Umsatzrückgängen kämpfende Musikindustrie. Die EMI-Tochter Virgin Records hat sich den Deal laut LA Times geschätzte 15 Mio. Dollar kosten lassen, mehr als doppelt so viel wie Korn für einen traditionellen Plattenvertrag bekommen würde. Korn-Manager Jeff Kwatinetz erwartet sich von dem Vertrag einen deutlich steigenden Gesamtumsatz der Band, weil EMI dadurch ein viel größeres Interesse habe, in die Promotion von Korn zu investieren. Der Vertrag gewährleiste Korn völlige künstlerische Freiheit.
Konstantin Drobil, Gründer und Geschäftsführer des Wiener Musik-Stores Substance http://www.substance-store.com sowie des kleinen Labels Trost http://www.trost.at , kann dieser Entwicklung wenig abgewinnen. "Das ist ein Zeichen, dass die Majors überall rein wollen seit sie Angst um ihre Umsätze haben", so Drobil im Gespräch mit pressetext. Eine Bedrohung sieht Drobil darin aber nicht. Die Independent Labels werden immer ihre Nischen finden, an denen die Labels nicht interessiert sind, so Drobil. Aber grundsätzlich sei dieser Trend aus der Sicht kleiner Unternehmen nicht erfreulich. Auch für die Unabhängigkeit der Künstler bedeute das nichts Gutes.
"Wir wollen die Plattenlabels nicht in dieser Branche", meint auch Tom Bennett vom US-Merchandisingunternehmen Bravado International Group http://www.bravado.com . Er befürchtet, dass die Majors durch ihre Größe Druck ausüben können. Vertreter der Künstler geben laut LA Times auch zu Bedenken, dass die Labels Künstler künftig zu derartigen "All-inclusive"-Verträgen zwingen könnten, wenn sie einen Plattenvertrag wollen. Für viele Musiker machen die Kartenverkäufe und sonstigen Lizenzeinnahmen bis zu 70 Prozent ihrer Einnahmen aus. Sollte sich diese Art der Verträge durchsetzen, sehen Kritiker dunkle Wolken über der Unabhängigkeit der Künstler.
Derartige Verträge sind nicht neu. EMI hat sich einen ähnlichen Vertrag mit Robbie Williams im Jahr 2002 satte 100 Mio. Dollar kosten lassen. Ob sich diese Investition gelohnt hat, ist umstritten. EMI behauptet jedoch, dass der Deal sowohl für Williams als auch für EMI sehr profitabel war und ist. Abgesehen von dem Deal mit Williams, der es nur in Europa zum Superstar geschafft hat, waren diese "All-inclusive"-Deals bisher eher auf weniger bekannte Künstler beschränkt.
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