pts20041103011 in Leben

Die Fremdwährungsfalle in der Berichterstattung des "Trend"

300.000 Österreicher haben ein mulmiges Gefühl. Tolle Leistung


Jakob Prader GmbH.
Jakob Prader GmbH.

Wien (pts011/03.11.2004/10:05) Ich habe mir den aktuellen Trend gekauft und auf der Titelseite die Alarmmeldung: "Kredite: Schnappt die Fremdwährungsfalle zu?" gefunden. Drauf gestoßen bin ich durch einen Radiospot, der im Powerplay läuft. Die eigentliche Story ist mit einer ganzseitigen Grafik ausgestattet, die einen besorgten Mann zeigt, der auf eine Mausefalle und eine Franken Banknote sieht.

Mein Name ist Jakob Prader, und ich habe selbst einen Frankenkredit. Ich bin durch das Gelesene sehr verunsichert und möchte mir erlauben, auf diesem Weg einige Ergänzungsfragen an den Autor des Artikels zu richten.

1. Sie schreiben auf dem Titelblatt "Schnappt die Fremdwährungsfalle zu". In der Inhaltsangabe auf Seite 3 heißt es dann schon deutlich moderater "Franken Kredite wurden teurer." Und auf Seite 126 zitieren Sie den "RZB Währungsguru Brezinschek": "Der Zinsabstand zwischen Euro und Franken wird 2005 wahrscheinlich größer". Ihre Schlußfolgerung in Bezug auf Personen, die einen Frankenkredit halten, ebenfalls auf Seite 125: "2005 wird wohl wieder ihr Jahr".

Meine Frage: Was ist aus der Fremdwährungsfalle auf dem Titelblatt geworden?

2. Sie schreiben auf Seite 126, dass der Yen vor einem Jahr in eine Schwächephase "geschlittert" sei. Ich unterhalte zu privaten Zwecken eine Kursdatenbank, und die sagt mir folgendes: Im Oktobermittel 2000 lag der EUR/JPY Kurs bei 92,75. Aktuell (2. November 2004) liegt der Kurs bei 135,15. Seit Oktober 2000 hat der Yen also 31,4 Prozent an Wert gegen den Euro verloren. Weniger als ein Achtel dieser Abwertung ist im letzten Jahr passiert, mehr als sieben Achtel dieser Abwertung in den 3 Jahren davor.

Daher meine Frage: Bitte erklären Sie mir, weshalb Sie den Beginn der Schwächephase auf "vor einem Jahr" datieren?

3. Sie schreiben in einem Schaukasten auf Seite 126, dass ich bei Fremdwährungskrediten mit höheren Spesen als bei Euro Krediten rechnen muß. Das hat mich sehr erschreckt. Unter anderem stellen Sie fest, dass Banken oft den teureren 3monatigen Libor verrechnen, und dem Kunden den günstigeren 1monatigen Libor vorenthalten.

Eine Freundin von mir, die gerade ihr IBWL Studium abgeschlossen hat, hat mir erzählt, dass der 3monatige Libor nicht immer teurer ist als der 1monatige, sondern dass das laufend wechselt. Wenn die Zinserwartungskurve nach oben zeigt, sei der 3monatige Libor in der Regel teurer als der 1monatige, wenn die Zinserwartungskurve fällt, verhalte es sich genau umgekehrt. Beispielsweise sei der 1monatige Libor am 30.05.2001 bei 3,25 Prozent, der 3monatige Libor des selben Tages bei 3,20 Prozent gelegen.

Daher meine Frage: Wenn die Preisbildung von Geldmarktzinsen von den Zinserwartungskurven abhängig ist, sollten sich die von Ihnen angesprochenen Unterschiede bei den einzelnen LIBOR Sätzen dann nicht über die Gesamtlaufzeit ausgleichen?

4. Zu den Spesen hätte ich noch eine weitere Frage: Wenn man bei seinem Fremdwährungskredit einmal die Währung wechselt, dann tut man das zu einem Wechselkurs, der im wesentlichen von der Bank bestimmt wird. Bei diesen Wechselkursen soll es zwischen Kundenkurs und Interbanken(kassa)kurs zu Abweichungen von bis zu 1,3 Prozent kommen, und darüberhinaus kenne ich einige Kreditnehmer, bei denen jeder Währungswechsel während der Roll Over Periode zusätzlich zu den Wechselspesen im Kurs auch noch 2 Prozent Pönale kostet.

Frage: Soll ich eher die Sache mit dem Libor verhandeln, oder soll ich mich auf die Spesen beim Währungswechsel konzentrieren?

5. Sie zitieren in Ihrem Artikel auf Seite 128 abermals den RZB Währungsanalysten Brezinschek: "Wenn man sich die langfristigen Charts anschaut, sieht man ganz klar: Sowohl Franken als auch Yen sind gegenüber dem Euro Aufwärtungswährungen. Ein lang laufender Kredit ist hier also immer eine Spekulation gegen den Trend". Als ich das gelesen habe, bin ich mir richtig dumm vorgekommen. Schließlich würde wohl jeder, der nicht Soros oder Warren Buffet heißt und gegen einen langfristigen Trend spekuliert in der Öffentlichkeit als Dummkopf dastehen.

Ich hab aber auch einen anderen Text gelesen, den ein Universitätsprofessor in Wien am 15. September 2003 geschrieben hat: "Der Schweizer Franken ist in den letzten 30 Jahren tendenziell einem Aufwertungstrend gefolgt, wobei mehrjährige Schwankungen um diesen Trend auftraten. Die Aufwertung betrug langfristig rund 1.2 Prozent pro Jahr. Der Dreimonatszinssatz im Schweizer Franken lag in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig unter jenem im österreichischen Schilling bzw. Euro. Die Differenz betrug im Schnitt über 2 Prozentpunkte. Der durchschnittliche jährliche Nettoeffekt aus Zinsdifferenz und Aufwertung lag bei 1 bis 1.7 Prozentpunkten. Zinsvorteile im Franken überwogen also im Schnitt Wechselkursnachteile. Dieses Resultat deckt sich mit der wissenschaftlichen Literatur zur ungedeckten Zinsparität."

Frage: Wenn das was der Professor sagt stimmt, würde das dann nicht eigentlich bedeuten, dass es in Wahrheit der Euro Kredit ist, der eine Spekulation gegen den langfristigen Trend darstellt?

6. Sie führen in einem Schaukasten auf Seite 126 aus, dass es in der Vergangenheit "immer wieder Phasen" gab, in denen der Franken einen höheren Zins hatte als der Schilling respektive Euro. Ich zitiere weiter: "So waren Franken Kredite Ende der 80er Jahre deutlich teurer als Euro Finanzierungen."

Ein aus allen Eurolandteilnehmerwährungen gerechnetes aggregiertes und gewichtetes historisches Zinsaggregat ist mir derzeit nicht bekannt. Die Realität Ende der 80er Jahre waren aber, soweit es Österreich betrifft, Schilling Finanzierungen auf Basis der Sekundärmarktrendite. Wenn man unter dem Ende der 80er Jahre den Zeitraum zwischen dem 1.1.1987 und dem 31.12.1989 versteht, dann lag das Mittel bei den 3monatigen Franken Geldmarktzinsen bei 4,69 Prozent, das Mittel bei der Sekundärmarktrendite lag im selben Zeitraum bei 6,84 Prozent. Daten sind den statistischen Monatsheften der österreichischen Nationalbank entnommen.

Meine Frage: Sind die statistischen Monatshefte der österreichischen Nationalbank eine valide Datenquelle?

7. Sie weisen in Ihrem Artikel ausführlich darauf hin, dass der Fredmwährungskreditnehmer mit einem Zinsänderungsrisiko konfrontiert ist.

Frage: Betrifft das auch Euro Kredite?

Ergänzungsfrage: Seit einigen Wochen bietet eine große österr. Bank sogenannte Zinscaps an, mit denen der Geldmarktzins des Franken auf bis zu 10 Jahre mit einer Zinsobergrenze von 3,5 Prozent ausgestattet werden kann, und zwar unabhängig davon, bei welcher Bank man seinen Frankenkredit hat. Werden Sie darüber berichten?

ps: Ich konsumiere noch eine Reihe anderer Produkte ausländischer Provenienz: Autos, Unterhaltungselektronik, Investmentfonds und amerikanische Videofilme. Ist das o.k.?

(Ende)
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