pts20041007041 Politik/Recht

ÖGV: Wer geht zu einem Arzt, der einem einzigen Pharmakonzern verpflichtet ist?

Die Vermittlerrichtlinie scheint niemandem Vorteile zu bringen - oder doch?


Wien (pts041/07.10.2004/20:46) Die Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie in heimisches Recht zeigt ein Paradoxon. Zwischen Versicherungskonzernen verpflichteten Versicherungsagenten und zum besten Rat per Gesetz gezwungenen Versicherungsmaklern soll künftig kein erkennbarer Unterschied mehr gemacht werden. Pries doch noch vor eineinhalb Jahren der damalige Konsumentenschutzminister Böhmdorfer die verbraucherfreundliche Funktion der Versicherungsmakler, so scheint dies dem Wirtschaftsminister egal zu sein. Oder versteht er den Unterschied zwischen Makler und Agent nicht - mutmaßt man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV).

Das Paradoxon ergibt sich wohl daraus, dass die EU bisher als große Verbraucher- und Umweltschutzorganisation mit anhängender Wirtschaftsabteilung agierte. Nun auf einmal ist ihr der Verbraucherschutz gleichgültig. Da müssen schon sehr starke Lobbyisten auf die richtlinien-formulierenden EU-Bürokraten eingewirkt haben.

Faktum ist, dass die Österreicher mehrheitlich bei der Beratung beim Einkauf von Versicherungsleistungen keine Mogelpackungen wollen. Eine Gallup-Umfrage zeigt, dass 41 Prozent der Bevölkerung den Unterschied zwischen unabhängig agierendem Versicherungsmakler und einem einer Versicherungsgesellschaft verpflichteten Versicherungsagenten zu erkennen glauben. (In Wahrheit werden sehr viel weniger den Unterschied wirklich definieren können). Nahezu alle Bezieher von Versicherungsleistungen wollen allerdings wissen, mit wem Sie es beim Abschluss einer Versicherung zu tun haben.
Genau hier lieferten nun die Nebelwerfer des Wirtschaftsministeriums volle Leistung.

Die "Chamäleonisierung bei den Versicherungsberatern" führt dazu, dass künftig genau den Verbraucherwünschen der Versicherungskunden nicht Rechnung getragen wird.
Es ist schon sehr merkwürdig - wenn nicht gar hinterfragenswert - was das Wirtschaftsministerium - fast ein "Wirtschaftsmysterium" - antrieb, hier den Verbraucherschutz derart hintanzustellen?

Da liegt wohl der Vergleich nahe, dass es vielleicht auch bald Ärzte gibt, die ausschließlich Medikamente eines einzigen Pharmakonzerns verschreiben. Wer würde bei aller Wertschätzung der Leistungen der Pharmaindustrie wohl einen derartigen Arzt - wenn dies erkennbar wäre - aufsuchen?

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01/587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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