pts20041004046 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Gewerbeverein: Wie man mittels Riesen-Beamtenheer Maastricht schönschreibt!

Da wird ordentlich in die Hände gespuckt, wir erhöhen das Bruttosozialprodukt!


Wien (pts046/04.10.2004/20:28) Bisher war ja immer unser ganzer Stolz, dass wir anscheinend Musterschüler in der Erfüllung der Maastricht-Kriterien wären. Zweimal schrammten wir sogar die Null-Neuverschuldung. Grasser wurde darob so übermütig, dass er gar die deutsche Wirtschaft an der Herz-Lungen-Maschine hängen sah. Ein Grasser'scher Marketing-Schmäh - wie immer - ist unsere tolle Maastricht-Performance in Wahrheit, so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV)!

Wie man die Maastricht-Kriterien schönschreibt? Das ist etwas kompliziert zu erklären:

+ Die relevanten Konvergenz-Kriterien dieses Stabilitäts- und Wachstumspaktes orientieren sich an der Höhe des Brutto-Inlandsproduktes (BIP).

+ Das BIP wieder ist der Wert aller in einer Periode im Inland für den Endverbrauch hergestellten Waren und Dienstleistungen. Da der Nutzen von öffentlichen Leistung nicht darstellbar ist (was ist ein Polizeieinsatz wert?), werden mangels eines anderen Leistungswertes alle Bezüge der öffentlich-rechtlich Beschäftigten für diesen Teil der BIP-Berechnung herangezogen.

+ Da wir uns in Österreich verglichen etwa mit Deutschland ein fast doppelt so großes Heer an öffentlich-rechtlichen Bediensteten leisten, deren Bezüge 1:1 das BIP erhöhen, verfügen wir über einen überaus üppigeren Bezugswert für alle unsere Maastricht-Kriterien. Wenn Grasser den Steuerzahlern noch mehr Geld aus den Taschen ziehen könnte und die Regierung damit das Beamtenheer noch weiter aufstockt, hätten wir somit eine immer bessere Erfüllung der Konvergenz-Kriterien. Nur bei 46 Prozent Abgabenquote ist auch für Jedermann - ausser SPÖ- Matznetter - Ende der Fahnenstange.

+ Somit jubelt Österreich über 750.000 öffentlich-rechtlich Bedienstete (statt der im Vergleich nötigen 400.000) sein BIP kräftig in die Höhe. Weil die Arbeit der Beamten eben in Deutschland von der Hälfte der öffentlich-rechtlich Tätigen gemacht wird, die auch gerade nur relativ etwa die Hälfte der Österreicher verdient, die das deutsche BIP eben auch nur zur Hälfte auffettet.

+ Das österreichische öffentliche Defizit (Neuverschuldung) und die Gesamtschulden beziehen sich somit auf einen künstlich aufgeblasenen BIP-Wert und werden dadurch relativ kleiner. Und das funktioniert alles, ohne griechische Maastricht-Schmähs anwenden zu müssen.

Kritisch wird das Ganze natürlich dann, wenn man Beamte in den Vorruhestand schickt. Denn deren Bezüge werden hoffentlich nicht mehr als fiktive Beamtenleistungen für den Endverbraucher bei der BIP-Ermittlung heran gezogen.

Wenn man Maastricht-Kriterien auf diese Weise schönschreibt, dann ist wohl keinerlei Veranlassung mehr gegeben, die deutschen Freunde als an der Herz-Lungen-Maschine hängend zu bezeichnen. Bleibt die Frage, wer an der österreichischen Herz-Lungen-Maschine hängt? Die simple Antwort: Der brave heimische Steuerzahler, der Maastricht über eine der höchsten Abgabequoten in der EU-25 subventioniert, um den PR-gierigen Grasser schöne Maastricht-Kriterien zu bescheren.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01/587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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