pts20030326005 Forschung/Entwicklung, Politik/Recht

ÖGV: Nicht Beruf des Wissenschaftlers aufwerten, sondern Rahmenbedingungen

EU zieht teure Fehlschlüsse zum Image der Forscher, statt sie arbeiten zu lassen


Wien (pts005/26.03.2003/08:05) Um das auf dem Europäischen Rat von Barcelona vom März 2002 formulierte Ziel zu erreichen und die europäischen Forschungsinvestitionen auf drei Prozent des BIP zu steigern, benötigt die Europäische Union 500.000 zusätzliche Wissenschaftler. Ähnliches hörten wir - auf Österreich berechnet - von SP-Technologiesprecher Broukal (10.000 Wissenschaftler fordert er).

Die EU ortet das Motiv des Forschermangels präzise und stellt fest, bestimmte Indikatoren zeigen, dass der Beruf des Wissenschaftlers in der Öffentlichkeit kein gutes Image hat. Die Kommission will daher im Rahmen des sechsten Forschungsrahmenprogramms 2002-2006 einen namhaften Betrag für eine Imagekampagne zum Aufbau der sichtlich "geknickten" Forscher aufbringen.

Vielleicht könnte sich die EU das Geld für die Imagepflege der Wissenschaftler sparen oder sinnvoller umtopfen. Jeder Mensch hat Wissenschaftler in seinem Umfeld und jeder hat eine hohe Wertschätzung für deren Profession.

Auch das Selbstwertgefühl von den - gerade am stärksten angegriffenen - Genforschern ist nicht beschädigt, wie eine Studie von Howard Gardner (Harvard-Universität), Mihaly Csikszentmihalyi (Claremont-Graduate-Universität) und William Damon (Stanford-Universität) eindeutig zeigt. Die Job-Zufriedenheit von Journalisten, die in dieser Studie mitlief, zeigt bei weitem besorgniserregendere Ergebnisse - trotzdem gibts kein EU-Imageprogramm für diesen Berufszweig.

Faktum ist allerdings, dass immer mehr in Europa ausgebildete Wissenschafter in die Vereinigten Staaten abwandern und letztlich dort bleiben. Diese empfindlichen Verluste an Humanressourcen sind auch Verluste für die europäische Forschung. So zeigt eine weitere Studie, dass 18.000 deutschgebürtige Personen mit Hochschulabschluss und befristeter Arbeitserlaubnis derzeit in der Forschung und Entwicklung in USA tätig sind.

Konklusionen für den ÖGV daraus: Wer Wissenschaftler stets durch kleinkarierte Gesetzgebung wie unmündige Kinder behandelt, braucht sich über den brain drain nicht zu wundern. Die Politik soll nicht jammern oder Imagekampagnen starten, sie soll mündigen Wissenschaftlern faire Rahmenbedingungen bieten!

(Ende)
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