Erythropoietin: Hoffnung für Schlaganfall-Patienten
Wirkstoff reduziert neurologische Ausfälle
Göttingen (pte029/05.12.2002/11:35) Für Schlaganfall gibt es derzeit keine andere wirksame Behandlung als die Auflösung des Blutgerinnsels (die so genannte "Lyse") mit dem Wirkstoff rTPA (rekombinanter Tissue Plasminogen Activator). Die Lysetherapie ist komplikationsreich und eignet sich nur für etwa fünf Prozent der Schlaganfall-Patienten. Forscher um Hannelore Ehrenreich vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin http://www.em.mpg.de/index.html haben jetzt einen neuen Ansatz für eine Schlaganfall-Therapie vorgestellt. Die neue Therapie setzt auf den Wirkstoff Erythropoietin (EPO) und soll das Nervengewebe selbst vor den Wirkungen eines Schlaganfalls schützen. Erythropoietin ist seit vielen Jahren bekannt als ein Eiweißstoff, der in der Niere gebildet wird und maßgeblich die Blutbildung beeinflusst.
Die erste maßgeschneiderte klinische Pilotstudie verlief bereits erfolgreich: Wird EPO rasch nach einem solchen Infarkt verabreicht ist es laut Forschern sehr gut verträglich und reduziert deutlich die neurologischen Ausfälle sowie die Größe des vom Infarkt geschädigten Hirngewebes. Bei einem erfolgreichen Verlauf der zweiten klinischen Studie mit 500 Patienten, die Mitte Dezember startet, könnte EPO bei Schlaganfall eingesetzt werden.
Bei der Neuroprotektion versucht man, die Interaktionen zwischen Nervenzellen im Gehirn auf einem möglichst hohen Niveau zu halten und die Gehirnfunktionen selbst zu schützen. Bei Schlaganfall (cerebrale Ischämie) gab es in der Vergangenheit bereits zahlreiche neuroprotektive Therapieversuche mit verschiedenen Substanzen, jeweils in der Hoffnung, potenziell noch lebendes Hirngewebe in der so genannten Penumbra, also der Region im Gehirn, die die Kernzone des nicht mehr mit Blut versorgten Gewebes umgibt, vor dem Tod zu retten. Doch im Gegensatz zu den im Tierversuch erreichten Ergebnissen haben laut Göttinger Forschern bisher sämtliche neuroprotektive Therapieansätze beim menschlichen Schlaganfall versagt.
Die Erythropoietin-Therapie soll die Lyse-Therapie aber nicht ersetzen. Eine erfolgreiche Schlaganfalltherapie der Zukunft wird eine kombinierte Therapie sein. Neben spezifischen Wirkstoffen gehören dazu auch unterstützende Maßnahmen. Die Ergebnisse liefern allerdings einen Grundstock für den neuroprotektiven Teil einer künftigen Kombinationsstrategie bei Schlaganfall. Erythropoietin sei also keine Konkurrenz für die Lysetherapie mit rTPA oder verwandten Substanzen, sondern dazu komplementär. Bei jenen Patienten, für die eine Lysetherapie nicht geeignet ist (mehr als 95 Prozent aller Schlaganfälle), stellt Erythropoietin eine Alternative dar. Zudem könnte Erythropoietin bei einem Notfall sofort oder bereits beim Transport in die Klinik eingesetzt werden.
Mitte Dezember 2002 startet in Deutschland unter der Leitung von Ehrenreich die weltweit erste, auf verschiedene Kliniken verteilte Studie "Erythropoietin bei Schlaganfall". Sollte diese Studie ebenfalls erfolgreich verlaufen, könnte Erythropoietin bereits in zwei bis drei Jahren regulärer Bestandteil einer neuen Schlaganfall-Therapie sein.
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