Weiterhin Streit um Echtheit von Stradivaris Messias-Geige
Datierung über Jahresringe im Holz soll Aufschluss geben
London (pte006/08.12.2000/09:30) Über die Echtheit einer der berühmtesten Stradivari-Violinen http://www.xcity.de/ext/stradivari , der so genannten Messias-Violine, wird in der Fachwelt eine erbitterte Diskussion geführt, deren Kernfrage ist: Stand der Baum für die Geige noch im Wald, als Stradivari schon tot war, oder nicht? Nachdem jüngst zwei Violinbauer durch Baumringdatierung (Dendrochronologie) nachgewiesen haben, dass die Messias-Violine mindestens das Alter hat, dass sie haben müsste, um noch von Stradivari erbaut worden zu sein sein, trat in diesem Herbst ein weiterer Wissenschaftler auf den Plan, der das Gegenteil behauptete und dies auf einer Podiumsdiskussiomn der Violin Society of America in diesem Herbst untermauern wollte.
Obwohl die Geschichte der Messias-Violine gut dokumentiert ist, sind immer wieder Zweifel daran laut geworden, dass es sich tatsächlich um eine Violine aus der Werkstatt des berühmten Geigenbauers Antonio Stradivari handelt. Das liegt vor allem daran, dass die Fachwelt die Violine, die 1716 von Stradivari gebaut worden war, erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts ansehen konnte, und auch dann nur unter Glas. Selbst der Name "Messias" spielt auf die Unzugänglichkeit des Instruments an: Als ein Piemonteser Sammler und Händler Anfang des 19. Jahrhunderts die Vorzüge des Instruments gegenüber Pariser Instrumentenhändlern pries, ohne jedoch die Violine jemals vorzuzeigen, rief ein Violinist aus: "Ihre Violine ist wie der Messias - man wartet immer auf ihn, aber er kommt nicht!" Seitdem hieß das wertvolle Instrument "Messias-Violine".
Die Baumringdatierung, derer sich die beiden Violinbauer John Topham (Surrey) und Derek McCormick (Belfast) bedient haben, um die Echtheit der Violine zu beweisen, hatte Stewart Pollens genutzt, um 1999 im "Journal of the Violin Society of America" die Messias-Violine als Fälschung hinzustellen. Der Artikel basierte auf Daten von Peter Klein (Universität Hamburg), dessen Analyse ergeben hatte, dass der Baum, aus dessen Holz die Violine gebaut gebaut war, noch bis mindestens 1738 im Wald stand. Stradivari war aber schon 1737 verstorben. Topham und McCormick rollten dann den Fall neu auf, indem sie eine vergleichende Untersuchung von 33 Violinen, von denen 22 Stradivari zugeschrieben wurden und die übrigen aus anderen zeitgenössischen Werkstätten stammten, durchführten. Sie konnten zeigen, dass alle diese Violinbauer das Holz aus derselben Quelle bezogen hatten, nämlich aus den Ötztaler Alpen. Topham und McCormick untersuchten 60-150 Ringe von jeder Instrumentenvorderseite mit Hilfe einer Software, die mikroskopisch kleine Merkmale unterscheiden konnte. Es stellte sich heraus, dass der jüngste Baumring auf der Messias-Violine dem Jahr 1682 zuzuordnen war.
Darüber hinaus konnten die beiden Forscher zeigen, dass die Ring-Muster auf der Messias-Violine zu zwei anderen eindeutigen Stradivari-Geigen so gut passten, dass alle drei Instrumente sogar aus demselben Holz gebaut worden sein könnten. Der Dendrochronologe Henri Grissino-Mayer hat nun die Ergebnisse von Topham und McCormick in Zweifel gezogen und fordert eine neue Untersuchung. Er wollte die Kontroverse zum Gegenstand einer Podiumsdiskussion auf der Tagung der Violin Society of America in diesem Herbst machen. Doch kurz vor der Tagung erhielt Grissiono von der Familie Hill, die derzeit im Besitz der Messias-Geige ist, den Bescheid, dass er keinen Zugang zu der von Topham und McCormick entwickelten Baumringdatierung erhalten werde. "Wir können nicht zwei Kalender haben für ein Set von Baumringen", erklärt der Wissenschaftler. "Eine Expertengruppe muss falsch liegen. Aber welche?"
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