pte20001107063 in Leben

Kein Führerschein für Methadon-Patienten

Studie: Konsum von Drogen neben dem Ersatzstoff Methadon führt zu rücksichtslosem Fahrstil


Köln (pte063/07.11.2000/19:07) Tests der Universität Köln http://www.uni-koeln.de zur Verkehrstauglichkeit bei Teilnehmern eines Methadonprogrammes zeigten, dass der so genannte "Beigebrauch" verkehrsspezifische Persönlichkeitsmerkmale beeinträchtigte und tiefgreifende Persönlichkeitsstörungen verursachte. Die Testpersonen wiesen ein hohes Maß an sozialer Gewissenlosigkeit und Aggressivität auf. Die Selbstkontrolle sank und der Fahrstil wurde emotionaler und rücksichtsloser. Somit bleiben Führerscheine Methadon-Patienten verwehrt.

"Die Aussicht auf einen Führerscheinerwerb stellt für viele Methadonsubstituierte einen Ansporn dar, vollständig auf Drogen zu verzichten. In einer Gesellschaft, die den Besitz eines Führerscheins als selbstverständlich betrachtet, ist es auch für Drogenabhängige
erstrebenswert, diesen zu erlangen. Ohne Führerschein und damit ohne Mobilität ist ihnen der Weg in die Normalität und das Berufsleben verwehrt", erklärte Klaus Friedrich Höher vom Institut für Rechtsmedizin der Universität zu Köln. Mit Hilfe einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung könne die Fahreignung günstig beeinflusst werden. Ist dann die Monoabhängigkeit von Methadon erreicht, kann in einem nächsten Schritt auch die Fahreignung wiederhergestellt werden.

"Menschen mit multipler Drogenabhängigkeit sind in der Regel psychisch stärker geschädigt, anfälliger für Depressionen und nur gering körperlich und geistig belastbar. Sie leiden häufiger unter innerer Unruhe, Hypochondrie, mangelndem Antrieb und neigen zu Selbstbeschädigung", erklärte der Rechtsmediziner. Der Konsum zusätzlicher Suchtmittel während des Substitutionsprogrammes, führe häufig zu Konzentrationsstörungen und Angstzuständen bis hin zur Selbstmordgefahr.

Oft führen die besonderen Lebensumstände langjährigen Drogenabhängiger in die Abhängigkeit von weiteren Drogen. Arbeitslosigkeit, soziale Desintegration, Geldmangel und damit verbunden Beschaffungskriminalität zwingen die Abhängigen, zeitweilig auf einen alternativen Suchtstoff zurückzugreifen, der leichter zu beschaffen ist. Dieser wird dann in vielen Fällen wegen seiner günstigen Wirkung weiter (bei-)konsumiert. Im subjektiven Befinden dominieren die positiven Nebeneffekte der zusätzlich konsumierten Substanzen gegenüber den Nebenwirkungen. Ein Drogenabhängiger mit einer ängstlich-verunsicherten Persönlichkeitsstruktur werde dadurch in eine günstigere psychische Befindlichkeit versetzt. Methadonprogramme sollen Wege zur gesellschaftlichen Reintegration aufzeigen. Dafür sei eine optimale Betreuung während der Substitution ebenso notwendig wie Krankheitseinsicht und Behandlungsmotivation auf Seiten der Abhängigen, erläuterte Höher.

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