Röntgenstereoanalyse überprüft Sitz von Hüftprothesen
Hüftprothesen werden frühzeitig beim Lockern ertappt
Erlangen-Nürnberg (pte) (pte009/17.12.1999/11:00) Verschiebungen zwischen einem künstlichen Hüftgelenk und dem Knochen, in dem es verankert ist, führen dazu, dass sich das Implantat lockert und ausgetauscht werden muss. An der Orthopädischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) http://www.waldkrankenhaus.de/klinik/index.html steht ein neues, sehr präzises Verfahren zur frühzeitigen Entdeckung solcher feiner Migrationsprozesse zur Verfügung. Nach den Erfahrungen, die Priv.-Doz. Dr. Paolo Pitto und Dr. Dittmar Schwämmlein gesammelt haben, sind beim Einsatz dieser Präzisionsmesstechnik zwei Jahre ausreichend, um Hüftprothesen unterschiedlicher Formgebung auf eine erhöhte Lockerungstendenz hin zu überprüfen.
Weltweit werden mittlerweile jährlich über eine Million künstlicher Hüftgelenke implantiert. Neue Studien zeigen, dass bereits innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Implantation ein minimales Verschieben der Prothese auftreten kann, das, ohne dass eine Entzündung auftritt, mit hoher Wahrscheinlichkeit kurz- bis mittelfristig dazu führt, dass sich das Implantat lockert. Mit herkömmlicher Röntgentechnik sind diese Wanderungsprozesse jedoch erst erkennbar, wenn Implantat und Knochen mehr als fünf Millimeter gegeneinander verschoben sind. Feinere Migrationsprozesse lassen sich dagegen nur mittels der so genannten Röntgenstereophotogrammetrie, kurz Röntgenstereoanalyse (RSA), erkennen. Diese spezielle Röntgentechnik wird mit einer Computerauswertung der gewonnenen Daten kombiniert.
Um dieses Verfahren anwenden zu können, ist es nötig, während der Implantation des Kunstgelenkes in der Nähe der Prothese an festgelegten Stellen im Knochen winzige Tantalumkugeln einzubringen, die später als Messmarker dienen. In festen Zeitabständen werden dann nach der Operation spezielle Röntgenaufnahmen des operierten Hüftgelenkes angefertigt, und zwar zu gleicher Zeit mit Hilfe zweier Röntgenröhren, deren Strahlung sich überkreuzt. Durch die unterschiedliche Projektion auf den beiden Röntgenaufnahmen lassen sich computergestützt präzise Messwerte für die jeweilige Lage der Prothese und der Tantalumkügelchen zueinander ermitteln. Ein Teil der Tantalum-Marker bildet dabei jeweils zweidimensionale Koordinatensysteme. Computerunterstützt werden anschließend dreidimensionale Koordinaten aus den Abbildungen ermittelt.
Bis vor kurzem war es nur über Langzeitstudien von zehn oder mehr Jahren möglich, eine Tendenz zur Lockerung bei bestimmten Prothesen zu erkennen. Die Radiostereoanalyse verkürzt den erforderlichen Testzeitraum für ein Prothesenmodell auf zwei Jahre. So kann der Optimierungsprozeß in der Implantatherstellung beschleunigt werden, um langfristig seltener gelockerte Prothesen auswechseln zu müssen.
Die Orthopädische Klinik der FAU ist eine der drei Kliniken in Deutschland, denen das RSA-Verfahren derzeit zur Verfügung steht. In Europa findet sich diese Präzisionsmesseinrichtung nur noch in Schweden, in Großbritannien und in den Niederlanden. Die Erlanger Orthopäden haben mittlerweile ihre Mess- und Auswertungseinrichtung soweit ausgestattet, dass dieses qualitätssichernde Verfahren bundesweit für zementierte und nicht zementierte, sowie roboterunterstützt implantierte Hüftendoprothesen angeboten werden kann. Informationen: Dr. Dittmar Schwämmlein, PD Dr. Rocco Paolo Pitto, Orthopädische Klinik mit Poliklinik am Waldkrankenhaus St. Marien, E-mail: pitto@rzmailuni-erlangen.de (idw)
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