"Elektronischer Specht" gegen Baumkrankheiten
Neues Gerät diagnostiziert Rotfäule, ohne Baum zu verletzen
Retz/NÖ (pte) (pte011/05.11.1998/11:46) Die gefürchtete Fichtenkrankheit "Rotfäule" verursacht allein in Österreich einen jährlichen Schaden von 600 Millionen bis 2 Milliarden Schilling, haben Experten errechnet. Mit einer neuen Erfindung von Wissenschaftern aus Niederösterreich soll nun eine "Gesundenuntersuchung" an Bäumen möglich werden.
Mit dem sogenannten "Elektronischen Specht" werden die Bäume durch einen exakt dosierten Schlag auf Schäden "abgeklopft" und mit einer Art Stethoskop abgehört. Im Gegensatz zu anderen Baumdiagnoseverfahren, bei denen der Baum angebohrt oder gequetscht wird, ist beim E-Specht keine Verletzung des Baums erforderlich. Dadurch entfällt auch die Ansteckungsgefahr von Baum zu Baum durch konventionelle Bohr-Geräte.
Das Gerät von der Größe einer Zigarrenkiste besteht aus einem "Klopfer" und einem "Abhörer", der den Klang des untersuchten Baums auf der gegenüberliegenden Seite des Klopfers registriert. Dieser Klang wird mit Methoden der künstlichen Intelligenz (Entscheidungsbäume, Fuzzy-Logik) analysiert und mit einem Mikrocomputer ausgewertet. Technisch ausgedrückt wird die Kurve der akustischen Impedanz als Funktion der Frequenz untersucht. Gesunde Bäume weisen charakteristische Unterschiede auf. Eine einfache Anzeige faul - wenig faul - gesund" ermöglicht ein zügiges Arbeiten im Forst.
Das Gerät ist derzeit nur an Fichten evaluiert und hat eine mittlere Trefferquote von bis zu 90 %. Einsatzgebiete für den elektronischen Specht finden sich überall dort, wo eine Qualitätsuntersuchung von Bäumen wünschenswert ist. Dazu zählen in erster Linie Waldbesitzer und Forstwirte, die an der Zustandserfassung der durch die Rotfäule besonders gefährdeten Fichten Interesse haben. Durch die neue Methode können gefährdete Bäume bereits rechtzeitig geschlägert und einer Nutzung zugeführt werden, was zu einer erheblichen Erhöhung der Wirtschaftlichkeit beiträgt. Ist der Befall eines Baums mit freiem Auge sichtbar, ist er im Stadium des Absterbens und nur noch für Brennholz verwertbar.
Die Feststellung, zu wieviel Prozent ein Wald bereits mit Rotfäule befallen ist, stellt für den Besitzer auch ein wichtiges steuerliches Bewertungskriterium für die kaufmännische Bilanz dar. Auch für die Betreiber von Parkanlagen (Städte, Gemeinden, Hotels etc.) ist das verletzungslose Baumdiagnosesystem von Interesse, da eventuell auftretende Fäulnis in einem Stadium erkannt werden kann, wo noch keine Gefährdung durch abbrechende Äste oder gar umstürzende Bäume gegeben ist.
Das Gerät wird ab kommenden Jahr von der Fa. Compact Electric (1120 Wien, Rosaliagasse 13, Ansprechpartner Mag. Ulrike Haslauer) in den Handel gebracht und rund 30.000 Schilling kosten.
Die Wissenschaftler des privaten "Forschungsinstitutes für technische Physik" in Hofern (Gemeinde Retz) sind darauf spezialisiert, technische Probleme für andere Firmen zu lösen. Das Institut versteht sich als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die man mieten kann. Die Kernkompetenz des Institutes liegt in der Datenanalyse (künstliche Intelligenz), der numerischen Optimierung, der Simulation und der Meßtechnik. Mit eben diesen vier Methoden wurde auch der elektronische Specht entwickelt.
An der Entwicklung war die forstliche Bundesversuchsanstalt beteiligt. In der Anfangsphase der Entwicklung wurde der elektronische Specht aus Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft gefördert. Derzeit ist eine Weiterentwicklung in Richtung "einfacher Baumtomographie" geplant, damit auch die Lage der Fäule im Stamm bestimmt werden kann. Diese Entwicklung wird gemeinsam von der Fa. Compact Electric, dem Forschungsinstitut für technische Physik, der technischen Universität Wien und einer ungarischen Gruppe durchgeführt. http://www.Retzer-Land.co.at/zik-schaffar/ E-Mail: schaffar@zik-schaffar.co.at
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