pte20211201005 Unternehmen/Wirtschaft, Bildung/Karriere

Krise verstärkt Homophobie am Arbeitsplatz

Arbeitgeber laden seltener zum Bewerbungsgespräch und zeigen ablehnendere Haltung


Sieht schwul aus: Das wäre kein gutes Bewerbungsfoto (Foto: fsHH, pixabay.com)
Sieht schwul aus: Das wäre kein gutes Bewerbungsfoto (Foto: fsHH, pixabay.com)

Cambridge (pte005/01.12.2021/06:15)

In Zeiten der Rezession steigt die Homophobie am Arbeitsplatz. Das legt eine Studie der Anglia Ruskin University https://aru.ac.uk nahe. Demnach werden offenbar schwule Bewerber während eines wirtschaftlichen Abschwungs seltener zu Bewerbungsgesprächen eingelanden. Zudem zeigen potenzielle Arbeitgeber eher eine grundsätzlich negative Haltung gegenüber Homosexuellen. Das zeigten Testbewerbungen und Befragungen in Griechenland.

Weniger Einladungen, mehr Abneigung

„Dies ist die erste Studie, die untersucht, wie wirtschaftlicher Abschwung mit steigenden Bias gegen schwule Männer zusammenhängt", sagt Nick Drydakis, Direktor des ARU Centre for Pluralist Economics. Das Team verglich dabei für Griechenland die Rezessionsperioden 2013/14 und 2018/19 mit der relativ stabilen Zeit 2006/07. Einerseits schickten die Forscher Testbewerbungen für geringqualifizierte Vollzeitstellen, bei denen von zwei sonst vergleichbaren Kandidaten einer den Eindruck eines Homosexuellen vermittelte. Zudem führten sie Befragungen von Arbeitgebern durch.

Selbst 2006/07 wurden die offenbar schwulen Kandidaten gut ein Viertel seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, doch während den Rezessionen verstärkte sich das noch. Zudem bekamen sie schlechter bezahlte Stellen angeboten, wobei die Differenz zu offenbar Heterosexuellen 2006/7 nur 3,9 Prozent, 2018/19 aber satte 7,1 Prozent betrug. In den Befragungen zeigten Arbeitgeber während des Abschwungs sogar fast ein Fünftel öfter homophobe Haltungen. Die Ansicht, dass Schwule ihre Orientierung am Arbeitsplatz verheimlichen sollten, war sogar um 26 Prozent häufiger.

Keine Überraschung

Wirklich überraschend erscheinen die Ergebnisse leider nicht. „Vorurteile gegenüber Minderheiten können n Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit steigen. Wir wissen, dass wirtschaftliche Abschwünge mit Geschlechterdiskriminierung, Xenophobie, Hassverbrechen, Intolerant und dem Vorenthalten fundamentaler Menschenrechte korrelieren", erklärt Drydakis. Das auch Homosexuelle betroffen sind, verwundert also nicht – gerade, wenn man bedenkt, wie stark das untersuchte Griechenland von der konservativen christlichen Orthodoxie geprägt ist.

(Ende)
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