pte20211126014 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Russland: Wirbel um LGBT-Content von Netflix

Alterseinstufung mancher Inhalte soll das "Gesetz gegen Homo-Propaganda" verletzt haben


Queere Jugendserie: in Russland nur
Queere Jugendserie: in Russland nur "ab 18" okay (Foto: netflix,.com)

Moskau (pte014/26.11.2021/10:30)

Das russischen Innenministerium prüft eine Beschwerde, der zufolge Netflix mit manchem LGBT-Content gegen das sogenannte „Gesetz gegen Homo-Propaganda" verstoße. Das berichtet die Tageszeitung „Wedomosti". Demnach sollen die fraglichen Inhalte mit einer Altersfreigabe „ab 16" versehen sein, obwohl „perverser" Content eine Beschränkung „ab 18" haben müssten. Sollte sich das bewahrheiten, müsste Netflix in Russland mit einer Geldstrafe oder im Extremfall einer vorübergehenden Sperre rechnen.

Russischer Kinderschutz

Kinderschutz, das ist der offizielle Zweck des 2013 von der Staatsduma verabschiedeten und 2017 vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilten Gesetzes gegen „Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen gegenüber Minderjährigen". Angeblich „perverse" TV- oder Streaming-Inhalte, die LGBT-Themen beinhalten, müssen daher in Russland eine Altersfreigabe ab 18 haben.

Eben dagegen verstoße Netflix mit manchem Content, so die Beschwerdeführerin Olga Baranets, Öffentlicher Kommissar für Familienschutz in der Region St. Petersburg. Denn manche LGBT-Inhalte seien als „ab 16" gekennzeichnet. Einem Netflix-Insider zufolge habe eine interne Untersuchung allerdings keinen Content zu LGBT-Themen mit zu geringer Altersfreigabe gefunden, so die „Wedemosti". Ob eine offizielle Prüfung zum gleichen Ergebnis kommen wird, bleibt abzuwarten.

Potenzielles Politikum

Selbst, falls die Behörden tatsächlich ein Fehlverhalten von Netflix feststellen, muss das nicht unbedingt große Konsequenzen haben. Meist werden Verstöße als geringfügige Vergehen nur mit einer Geldstrafe belegt, so „The Moscow Times". Der Musiksender Mus-TW https://muz-tv.ru habe für eine Show mit gender-verdrehenden Stars im November eine Mio. Rubel (rund 11.750 Euro) zahlen müssen. Freilich ist Netflix ein US-Konzern, da könnte der lange Arm des Gesetzes auch festerzupacken. Prinzipiell wäre nach russischer Gesetzeslage auch eine zeitweilige Sperre des Dienstes denkbar.

(Ende)
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