Kohlestrom kostet Indiens Bauern Millionen
Stanford Doerr School of Sustainability: Ernteausfälle durch Schadstoffe liegen bei zehn Prozent
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Kohlekraftwerke: gefährden die Ernährung in Indien (Foto: Alexander Droeger, pixabay.com) |
Stanford (pte002/06.02.2025/06:00)
Nicht nur überbordende Bürokratie schwächt die Wirtschaft in Indien, sondern auch die Verstromung von Kohle. Ozon, Schwefeldioxid und Stickoxide, die bei der Verbrennung freiwerden, reduzieren die Ernteerträge bei Reis und Weizen um durchschnittlich zehn Prozent. Negativ auf die Ernten wirkt sich vor allem Stickstoffdioxid (NO2) aus, so Forscher der Stanford Doerr School of Sustainability, einem Institut der Stanford University, das auf Klima- und Umweltschutz spezialisiert ist.
70 Prozent Kohlestrom
Kohlekraftwerke produzieren rund 70 Prozent des Stroms für Indien. Viele davon sind alt und laufen praktisch ohne Abgasreinigung. Obwohl das Land mit rund 1,5 Mrd. Einwohnern große Anstrengungen unternimmt, den steigenden Stromverbrauch durch Solar-, Wind- und Kernkraftwerke zu decken, die kaum Schadstoffe verursachen, kann der Subkontinent vorerst nicht auf Kohle verzichten, ja nicht einmal den Einsatz nennenswert reduzieren, um die Wirtschaft des Landes nicht zu gefährden.
Doch es ist ein zweischneidiges Schwert. "Die Produktivität der Landwirtschaft ist für die Ernährungssicherheit und die wirtschaftlichen Aussichten Indiens von enormer Bedeutung. Wir sind die Ersten, die die potenziellen Vorteile einer Emissionsreduzierung erfasst haben", verdeutlicht Studienleiter David Lobell.
Umfassende Datenlage
Um die Ernteausfälle abzuschätzen, hat Lobells Team ein statistisches Modell genutzt, das die Stromerzeugung von 144 Kohlekraftwerken in Indien, die Windrichtungen und satellitengestützte Messungen der Stickstoffdioxidwerte über Ackerland miteinander kombiniert. Kohlekraftwerke beeinflussen demnach die NO2-Konzentrationen über Ackerland in einer Entfernung von bis zu 100 Kilometern.
Gäbe es diese Emissionen während der wichtigsten Vegetationsperioden im Januar, Februar, September und Oktober nicht, unterstreichen die Wissenschaftler, so könnten Indiens Bauern den Wert der Reisproduktion um 420 Mio. und den der Weizenproduktion um 400 Mio. Dollar pro Jahr steigern.
"Jede Politik, die sich auf die Reduzierung der Emissionen von Kohlekraftwerken in Indien konzentriert, wird einen entscheidenden Teil des Problems ignorieren, wenn sie die Schäden durch Luftverschmutzung für die Landwirtschaft nicht berücksichtigt", urteilt Lobell. Mit anderen Worten: Die Kosten für eine Abkehr von der Kohle müssten mit Gewinnen in der Landwirtschaft gegengerechnet werden.
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