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Kinder mit Restinoblastom: Hohe Sterberate in armen Ländern

Studie mit Daten aus 149 Staaten zeigt starkes einkommensspezifisches Gefälle


Augenkrebs: Einkommen spielt große Rolle (Foto: pixabay.com, Cindy Parks)
Augenkrebs: Einkommen spielt große Rolle (Foto: pixabay.com, Cindy Parks)

London (pte008/13.07.2022/10:30)

Kinder mit Retinoblastom haben in Ländern mit niedrigen Einkommen ein 16 Mal so hohes Sterberisiko innerhalb von drei Jahren nach der Diagnose wie Kinder in Ländern mit hohen Einkommen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine http://lshtm.ac.uk gekommen. Beim Retinoblastom handelt es sich weltweit um die häufigste Augenkrebs-Erkrankung bei Kindern. Eine frühe Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um den Verlust eines Auges oder den Tod zu verhindern. In Ländern mit hohen Einkommen ist dieses Risiko in den letzten Jahrzehnten drastisch gesunken und Todesfälle gibt es nur noch selten. Die Forschungsergebnisse wurden in "The Lancet Global Health" veröffentlicht.

40 Prozent Sterberate

Die Studie ist die bisher größte und geografisch umfassendste zu Retinoblastomen. Die Forscher analysierten Überlebensdaten von 4.064 Kindern mit Retinoblastom aus 149 Ländern. Dabei wurden die Länder je nach Einkommen in drei Kategorien aufgeteilt. Bei den untersuchten Krebserkrankungen handelte es sich um rund 50 Prozent der 2017 weltweit neu aufgetretenen Fälle. Die Forscher analysierten die Drei-Jahres-Überlebensrate der Kinder nach der Diagnose. Mit 40 Prozent starben in Ländern mit niedrigen Einkommen mehr als zwei Fünftel der Kinder innerhalb dieses Zeitraums. In Ländern mit hohen Einkommen lag dieser Wert bei einem Prozent, also weniger als einem von 100 Kindern.

Obwohl die Studie ergab, dass die Hauptbehandlungsmethode für das Retinoblastom – die Entfernung eines Auges und intravenöse Chemotherapie – in allen Ländern zur Verfügung stand, dürften mehrere Faktoren für die geringeren Überlebenszahlen in Staaten mit ärmeren Lebensverhältnissen verantwortlich sein. Frühere Studien legten nahe, dass solche Länder weniger wahrscheinlich über spezialisierte Behandlungszentren mit sehr guter Ausrüstung und Verfahren wie MRT und einer gezielten Chemotherapie verfügen. Ein eingeschränktes Bewusstsein bei der Bevölkerung und dem medizinischen Personal sowie ein durch lange Anreisen und Kosten eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung dürften zu schlechteren Ergebnissen und dem erhöhten Sterberisiko beitragen.

Besorgniserregende Resultate

Laut dem leitenden Wissenschaftler Ido Didi Fabian war zwar immer bekannt, dass es bei den Ergebnissen Unterschiede zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen gibt. Die neuen Forschungsergebnisse seien für die betroffenen Kinder dennoch sehr besorgniserregend. Es sei daher dringend notwendig, die medizinische Versorgung in diesem Bereich weltweit zu verbessern. Der Großteil der vorhandenen wissenschaftlichen Belege bei den Retinoblastomen stammt aus Ländern mit hohen Einkommen. Dies ist der Fall, obwohl auf Nordamerika, Europa und Ozeanien weniger als zehn Prozent der weltweiten Erkrankungen entfallen.

Die Studienautoren betonen, dass weitere Forschung in Ländern mit niedrigen Einkommen erforderlich ist, um die Ursachen für diese weltweite Diskrepanz zu untersuchen und die Ergebnisse zu verbessern. Zu den Einschränkungen der aktuellen Studie gehört, dass es sich bei der Kohorte um ein Sample handelte, das von einer früheren Studie stammt. Zusätzlich wurden keine genauen Daten zur Behandlung gesammelt. Weitere Studien sollten diese Bereiche jedoch berücksichtigen.

(Ende)
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