pts20030625024 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

EU-Erweiterung als Sommernachts-Thema

Roland Berger Strategy Consultants lud zum traditionellen Summernight Symposium


Wien (pts024/25.06.2003/13:52) Montagabend hat Roland Berger Strategy Consultants zum bereits 5. Mal zum Summernight Symposium ins Palais Schwarzenberg geladen. Die diesjährige Veranstaltung stand ganz im Zeichen der bevorstehenden EU-Erweiterung. Mit prominenten Gästen aus Finanz und Wirtschaft diskutierten EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen, Erste Bank-Chef Andreas Treichl, Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer und Unternehmensgründer Roland Berger. Einhelliger Tenor der Vortragenden: Die EU-Erweiterung birgt viele Chancen, gerade für Österreich.

Im stilvollen Ambiente des Palais Schwarzenberg hatte sich Österreichs Wirtschaftsprominenz versammelt, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Integration unserer Nachbarstaaten in die EU zu diskutieren. Unter den Gästen befanden sich u.a. Karl Heinz Essl (bauMax AG), Albert Hochleitner (Siemens Österreich), News-Geschäftsführer Helmuth Fellner, Magna-Chef Herbert Demel, der kroatische Europa-Minister Neven Mimica und Hausherr Karl Schwarzenberg. Das Sommernachtsfest im Anschluss an das Symposium fand im Park des Palais statt und dauerte bis in die frühen Morgenstunden.

EU wirbt nicht aktiv um neue Mitglieder
"Weitere Mitglieder sind in der EU willkommen, sie müssen jedoch die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen erfüllen. Eine aktive Werbung gibt es sicherlich nicht", sagte EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen. Alleinige Entscheidungsbasis über die Aufnahme eines Landes dürfe der Fortschrittsbericht sein. "Jedes europäische Land, das reif für die EU ist, muss auch beitreten können." Das gelte für Bulgarien und Rumänien ebenso wie für Kroatien oder die Türkei. Für andere Länder, wie etwa Russland, die Ukraine oder sogar Israel, müssten neue Formen einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit gefunden werden. Verheugen skizzierte als Vision einen Wirtschaftsraum von mehr als einer Milliarde Menschen.

Für eine mögliche Einführung des Euro bei den EU-Kandidaten gebe es noch kein konkretes Datum: "Diese Staaten müssen einmal den EU-Beitritt politisch und ökonomisch verarbeiten. Um über einen Beitritt zur Gemeinschaftswährung zu sprechen, ist es noch zu früh."

Erweiterung stimuliert Wirtschaft
Die EU steht vor ihrer größten Erweiterung und nie zuvor hat sie so unterschiedliche Regionen integriert, meinte Roland Berger in seinem Statement. Die Strukturunterschiede zwischen West- und Osteuropa würden zu einer neuen europäischen Arbeitsteilung führen. Diese Arbeitsteilung wiederum birgt Wachstumspotenziale und wird in einer insgesamt besseren Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union resultieren bzw. hat dies in Ansätzen bereits getan. Westeuropäische Unternehmen steuern dazu Kapital, Know-how und weltweite Vermarktungsstrukturen bei. Die CEE-Länder bringen neben neuen Märkten vor allem kostengünstige Produktionsstandorte, konzentrieren sich aber auch bereits auf Forschung und Ent-wicklung und werden auch in den hochqualifizierten Forschungs- und Entwicklungs-tätigkeiten zu ernsthaften Wettbewerbern Westeuropas.

Berger hob vor allem das hohe (Aus-)Bildungsniveau der zentraleuropäischen Staaten hervor: Gepaart mit den relativ günstigen Lohnkosten und der hohen Motivation der jüngeren Generation wird dieses in den nächsten Jahren für einen starken wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. "Außerdem hat die Region einen enormen Infrastruktur-Investitionsbedarf. Privatisierung und Deregulierung eröffnen neue Märkte, die gerade für österreichische Unternehmer interessante Wachstumsmöglichkeiten bieten".

Treichl: Wiedergewinnung eines Heimmarktes
"Österreich erhält mit der Verschiebung der EU-Außengrenzen seine natürlichen Heimmärkte zurück", sagte Andreas Treichl, Generaldirektor der Erste Bank. Die CEE-Staaten verfügen über rasch wachsende Märkte, zum Aufbau von wettbewerbsfähigen Strukturen benötigen die Mitgliedsstaaten allerding Know-how und Kapital aus der EU. "Diese Kooperation bringt den Staaten Zentral- und Osteuropas höhere Erwerbsquoten, weniger Arbeitslose, ein dynamisches Wirtschaftswachstum, eine bessere Konsumversorgung der Bevölkerung und den Aufbau international konkurrenzfähiger Industrien." Die EU-Staaten hingegen werden durch die Erweiterung gezwungen, längst notwendige Strukturreformen durchzuführen, um als Standorte weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier sind die Verwaltungssysteme nicht flexibel genug, um rasch auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Vor allem Ent-scheidungsprozesse innerhalb der EU müssten schneller ablaufen.

Die Erste Bank nutzte den Fall des Eisernen Vorhangs zur Weiterentwicklung, fiel doch der Umbruch mit einer Konsolidierungsphase des österreichischen Bankenwesens zusammen. "Für die Erste Bank AG war der österreichische Markt zu klein, um weiterhin selbstständig bleiben zu können. Doch boten die Entwicklungsmöglichkeiten in den Reformländern die einmalige Chance, vorerst in den Beitrittsländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien und später in Kroatien Fuß zu fassen."

EU-Erweiterung bei Siemens bereits vollzogen
"Die Erweiterung ist bei Siemens konzernintern bereits vollzogen. Wir sehen daher das Projekt als Chance und nicht als Bedrohung", meinte Johannes Feldmayer, Vorstand der Siemens AG. Zentral- und Osteuropa ist für Siemens traditionell der Markt vor der Haustür. Mit vielen Ländern der Region pflegt der Konzern schon seit über 100 Jahren geschäftliche Kontakte, die selbst zur Zeit des Eisernen Vorhangs nie ganz abgerissen sind. Österreich und vor allem Wien spielten dabei für die Siemens AG stets die Rolle eines Brückenkopfs nach Zentral- und Osteuropa.

Seit der politischen Wende 1990 ist die geschäftliche Entwicklung des Konzerns in CEE sehr positiv verlaufen. "Das Geschäftsvolumen in der Region stieg von 200 Mio. EUR 1990 auf rund 3 Mrd. EUR an und macht inzwischen rund 3% des Gesamtumsatzes von Siemens aus." Bisher profitierte der Konzern insbesondere von der Modernisierung der Infrastruktur in den Reformstaaten. "Dort gibt es nach wie vor einen riesigen Nachholbedarf. Gute Chancen sehe ich vor allem für die Geschäftsgebiete Verkehrs-technik, Medizintechnik, Energietechnik und Telekommunikation", so Feldmayer.

Fotos elektronisch unter: http://www.temmel-seywald.at/client/roland_berger/sumsy03/

Über Roland Berger Strategy Consultants
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, zählt zu den weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 33 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen auf den internationalen Wachstumsmärkten aktiv. Die derzeit über 1.685 Mitarbeiter haben im Jahr 2002 einen Honorarumsatz von 526 Mio. EUR erwirtschaftet.

(Ende)
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