pts20050518017 Unternehmen/Wirtschaft, Auto/Verkehr

Roland Berger: Russland kann Automobilnation werden

Schleppende Reformen bremsen Investitionslust


Wien (pts017/18.05.2005/10:00) Das Investitionsklima in Russland hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, politische Stabilität und Rechtsicherheit nehmen zu und die wirtschaftliche Liberalisierung schreitet voran. Das BIP wuchs im vergangenen Jahr um 7% und die Prognosen für die kommenden Jahre sind positiv. Neben der Öl- und Gasindustrie zählt der Automobilbau mit einem Branchenwachstum von 11,8% zu den Schlüsselindustrien des Landes. Roland Berger Strategy Consultants hat in der Studie "Aufbau einer schlagkräftigen russischen Automobilzulieferindustrie" den Markt, Hersteller und Zulieferer genauer untersucht.

Hinsichtlich Marktvolumen und Marktwachstum zählt Russland bereits zu den weltweit interessantesten Automobilmärkten. Bis 2010 wird der Absatz von Neuwagen jährlich um rund 7% zulegen. Von diesem Wachstum profitieren fast ausschließlich Marken internationaler Hersteller, heimische Automobilerzeuger werden zunehmend ins Niedrigstpreissegment abgedrängt. "Trotzdem verhält sich die europäische Automobilindustrie noch sehr zurückhaltend, der Markt wird von amerikanischen und asiatischen Anbietern dominiert, die auch zunehmend die Montage nach Russland verlagern. Die Europäer müssen sich hier einen Gegenpol aufbauen, um am Marktwachstum erfolgreich zu partizipieren", beschreibt Uwe Kumm, Leiter des Moskauer Büros von Roland Berger Strategy Consultants, die Situation.

Zuliefermarkt wächst durch Importe
Noch dynamischer als der Fahrzeugmarkt entwickelt sich der Zuliefermarkt für Erstausrüstung. "In diesem Bereich rechnen wir bis 2010 mit jährlichen Wachstumsraten von über 20%", sagt Kumm. So verfügen die Top-20 Zulieferer (zB Bosch, Magna, Continental) über 150 Produktionsstandorte in den CEE-Staaten, nur sechs Unternehmen produzieren direkt in Russland. "Zusätzliche Kosteneinsparungen durch eine Weiterverlagerung der Produktion nach Russland sind begrenzt. Hier steht das Land in scharfen Wettbewerb mit anderen Niedriglohn-Standorten wie der Ukraine, Rumänien oder Bulgarien, die noch dazu logistisch günstiger zu Westeuropa liegen", meint der Berater. Gegenüber den EU-Beitrittsländern ist der Aufholbedarf noch größer.

Bürokratie und fehlende Rechtssicherheit bremst Investitionslust
Vor allem die Unsicherheit hinsichtlich der Rahmenbedingungen und das Image Russlands im Ausland belasteten viele Investitionsentscheidungen. "Russland wird zur Zeit eher als lokaler Markt gesehen und nicht als Produktionsstandort. Für ausländische Zulieferer sind die hier erzielbaren Stückzahlen noch nicht groß genug, um eine lokale Fertigung zu rechtfertigen. Außerdem machen niedrige Zollsätze auf importierte Fahrzeuge eine lokale Fertigung für ausländische Automobilhersteller wenig attraktiv", so Kumm.

Automobilsektor als Beschäftigungs- und Innovationsmotor
Mit einem Beschäftigungsanteil von 7% aller Industriebeschäftigten treibt die Autoindustrie 18% aller Innovationen des gesamten Industriesektors. "Das Potenzial der russischen Automobilindustrie ist aber noch lange nicht ausgeschöpft. Derzeit ist rund 1% aller werktätigen Russen in dieser Branche beschäftigt, ich halte bis zu 2,7% - dem Wert der Slowakei - für realistisch", zeigt sich der Berater optimistisch. Von der russischen Regierung fordert Kumm vor allem die Schaffung von vorausplanbaren Rahmenbedingungen (Zölle, Sicherheitsstandards, Investitionsanreize, Betriebsansiedlungsprogramme).

Für russische Fahrzeughersteller ergeben sich, laut Kumm, drei Optionen um auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren:
1. Die Kooperation mit westlichen Herstellern.
2. Eine Fokussierung auf das Niedrigstpreissegment.
3. Der Ausstieg aus der Fahrzeugherstellung und Umstieg auf Komponentenherstellung.

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 31 Büros in 22 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 1.630 Mitarbeiter haben im Jahr 2004 einen Honorarumsatz von 530 Mio. EUR erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von mehr als 130 Partnern.

Weitere Informationen:
Roland Berger Strategy Consultants
Dr. Manfred Reichl
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E-Mail: manfred_reichl@at.rolandberger.com

(Ende)
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Ansprechpartner: Mag. Matthias Sturm
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